Corona-Impfgipfel: Was Bund und Länder beschlossen haben

Stand: 27.05.2021, 20:45 Uhr

Wie geht es weiter mit der Corona-Impfkampagne? Darüber haben sich Bund und Länder bei einer Video-Schalte verständigt. Das sind die Ergebnisse.

Bund und Länder wollen millionenfache Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren ermöglichen. Dafür plant der Bund knapp 6,4 Millionen Impfdosen ein. Bereits am Freitag will die europäische Arzneimittelbehörde EMA über eine Zulassung des Biontech-Impfstoffs für Kinder ab zwölf Jahren beraten.

Impfangebot für Kinder und Jugendliche: Allen Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren soll bis zum Ende des Sommers ein Impfangebot gemacht werden, wenn die EMA den Impfstoff von Biontech/Pfizer für diese Altersgruppe zulässt. Das erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach dem Gipfel. Ein sicherer Schulbetrieb sei aber zukünftig nicht abhängig davon, wie viele Schülerinnen und Schüler sich impfen lassen. Eine Impfpflicht werde es nicht geben.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) warnte vor zu hohen Erwartungen an die geplanten Corona-Impfungen für Kinder. Nach Aufhebung der Impf-Priorisierung am 7. Juni werde es keine eigene Impfkampagne für Kinder und Jugendliche ab zwölf geben. Vielmehr solle ihnen, solle den Familien ein Angebot in Impfzentren oder Arztpraxen im Rahmen der verfügbaren Impfstoffmengen gemacht werden. Auch sie können sich dann um einen Termin bemühen. Es sei gut, dass darüber nun Klarheit herrsche.

Was Ärzte zum Impfangebot für Kinder sagen: Einige Intensivmediziner sind beim Impfen von Kindern ab zwölf Jahren aktuell eher zurückhaltend. Die Meinung der Ständigen Impfkommission solle und müsse berücksichtigt werden, meint Uwe Janssens, Präsidiumsmitglied des DIVI-Intensivregisters. "Sie ist sogar verpflichtet, nicht einfach einen Impfstoff freizugeben, wenn noch nicht genügend Daten vorliegen."

Auch Christian Karagiannidis, Leitender Oberarzt der Lungenklinik Köln-Merheim, hält die politische Debatte darüber aktuell für verfrüht und übertrieben: "Wir haben aus medizinischer Sicht keine Not, die Kinder jetzt durchzuimpfen, weil sie einfach so wenig erkranken." Christoph Hanefeld vom Katholischen Klinikum in Bochum hält es dagegen für richtig, auch Kindern ein Impfangebot zu machen, vor allem denen mit Vorerkrankungen. Es brauche immer eine individuelle Abwägung zwischen Ärzten und Eltern, für welches Kind eine Impfung sinnvoll und nützlich sei.

Stand der Impfkampagne: Bisher sind in Deutschland laut Merkel knapp 35 Millionen Deutsche (41,5 Prozent) mindestens einmal geimpft, 13 Millionen (15,7 Prozent) sind bereits vollständig geimpft. Vor allem die priorisierte Impfung älterer und vorerkrankter Bürger habe zu einer deutlichen Reduzierung der schweren Krankenverläufe geführt. Zudem sinke die Zahl der Neuinfektionen in allen Bundesländern deutlich. "Das ist ein großer Erfolg", sagte Merkel. Bund und Länder bekräftigen ihr Ziel, allen Impfwilligen bis Ende des Sommers ein Impfangebot zu machen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich nach den Beratungen zuversichtlich, was die Corona-Lage und den Stand der Impfkampagne angeht - auch wenn man noch nicht über dem "Impf-Berg" sei. Insgesamt werde die Lage jeden Tag besser. Aber es gebe keinen Anlass für Übermut und Euphorie, es gebe noch viel Arbeit.

Liefermengen an Impfstoff: Im kommenden Monat werden in Deutschland voraussichtlich mehr als 31 Millionen Corona-Impfdosen ausgeliefert. Von den ursprünglich für das gesamte zweite Quartal 80 Millionen zugesagten Impfdosen wurden demnach 31 Millionen bereits geliefert. Allein von Biontech werden im Juni mehr als 25 Millionen Dosen erwartet. Astrazeneca und Johnson & Johnson kündigten Lieferungen hingegen nur kurzfristig an.

Allerdings: Erst am Mittwoch meldete Biontech, dass es im Juni zu Lieferverzögerungen kommen werde - ausgerechnet in dem Moment also, in dem die Impfpriorisierung wegfällt. Das geschieht am 7. Juni.

Digitaler Impfpass: Ein solches Zertifikat soll den Bundesbürgern Ende Juni/Anfang Juli zur Verfügung stehen. Daneben soll aber auch der klassische gelbe Impfpass weiter Bestand haben. Der Vorteil des digitalen Passes: Er wird überall in Europa problemlos anerkannt.

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