Weltfrauentag 8. März: Frauen sind Verliererinnen der Corona-Krise

Stand: 08.03.2021, 06:20 Uhr

Homeoffice, Homeschooling, Homecare - die meiste Arbeit bleibt an den Frauen hängen. Nach dem Motto: Mutti macht das schon! Keine gute Nachricht zum internationalen Frauentag am 8. März.

Von Melanie Weyand

Silke Neuhaus aus Bocholt ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Als Projektmanagerin in einer Unternehmensberatung in Vollzeit ist die 39-Jährige vor allem eins, immer gut organisiert. Doch der Lockdown hat sie zwischen Homeoffice, Homeschooling und Hausarbeit an ihre Grenzen gebracht. "Ich kann nicht Vollzeit arbeiten, Vollzeit-Lehrerin und Betreuerin sein und dann noch den Haushalt machen," sagt sie zum Weltfrauentag.

Aufgaben landen automatisch bei der Frau

Im ersten Lockdown war ihr Mann nicht im Homeoffice, da habe sich quasi schon eingeschlichen, dass sie die Kinderarbeit übernimmt, erzählt Silke Neuhaus. Die Kinder gehen in die dritte und sechste Klasse. Kochte sie sonst nur am Wochenende, wurde plötzlich erwartet, dass sie das sieben Tage in der Woche macht. Die Aufgabenverteilung neu zu verhandeln war schwierig. Inzwischen wird im Hause Neuhaus öfter mal Essen bestellt.

Zwar bringen sich nach einer Bertelsmann-Umfrage mehr Männer bei der Hausarbeit und Kinderbetreuung ein, allerdings nur fünf bis sieben Prozent. In 60 Prozent der Beziehungen übernehmen die Frauen überwiegend oder sogar vollständig Hausarbeit, Betreuung und Homeschooling.

"Die Frauen sind auf jeden Fall die Verliererinnen in der Pandemie," sagt Nicola Siller vom Verein Frauen & Beruf in Münster. Sie beklagt: "In Krisen sind Frauen wieder ganz schnell dabei, die Dinge zu tun die nötig sind. Das heißt, das zu tun, was anliegt und sich selbst zurückzustellen. In Krisen verschärfen sich die patriarchalen Strukturen noch", sagt sie.

Krise wirft Gleichberechtigung 20 Jahre zurück

Auch die Geleichstellungsbeauftragte aus Rheine, Monika Hoelzel, berichtet, dass die meisten Frauen, mit denen sie zu tun habe, noch in traditionellen Rollenverhältnissen leben. Sind Kinder da, ist es die Frau, die in Teilzeit geht und die Hausarbeit hauptsächlich übernimmt. In der Krise verschärfe sich die Situation: "In Sachen Gleichberechtigung wirft uns das 20 Jahre zurück," sagt Monika Hoelzel.

Politik hat die Frauen nicht im Blick

Auch Silke Neuhaus aus Bochholt sorgt sich darum, was die Krise in Sachen Gleichberechtigung angerichtet hat. Die berufstätige Mutter sagt, die Politik hätte die Frauen mehr im Blick haben müssen: "Die Politik ist davon ausgegangen, dass Mutti das schon machen wird. Mutti wird unterrichten, Mutti wird aufpassen, Mutti wird kochen. Und dann ist das einfach so passiert."

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