Mehr Feiertage als "Corona-Bonus"?

Stand: 02.02.2021, 11:48 Uhr

Ausgerechnet im Corona-Jahr 2021 fallen viele Feiertage auf das Wochenende. Nun mehren sich die Vorschläge, diese als "Corona-Bonus" montags nachzuholen.

1. Mai? Ein Samstag. 3. Oktober? Ein Sonntag. Erster und zweiter Weihnachtsfeiertag? Samstag und Sonntag. Der Blick auf den Kalender hat bei vielen Arbeitnehmern für Stöhnen gesorgt. Denn 2021 fallen viele Feiertage auf das Wochenende, wo der Großteil ohnehin frei hat.

Das kommt zwar alle paar Jahre vor, doch in einem Jahr, in dem alle unter der Pandemie leiden, wiegt das besonders schwer. Findet zumindest Dirk Wiese, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag. Er schlägt vor, die Feiertage an regulären Arbeitstagen nachzuholen. Angesichts der erheblichen Belastungen durch die Pandemie sei dies als "Corona-Bonus" zu sehen, sagte er im WDR. Arbeitnehmer könnten sich so besser erholen, was letztendlich auch den Arbeitgebern zugute käme.

Mehr Freizeit für alle: Ist das gerecht?

Auch Jörg Schindler, Bundesgeschäftsführer der Linken, forderte eine Pflicht zum ersatzweisen Ausgleich durch Arbeitgeber. Das Arbeitszeitgesetz müsse entsprechend geändert werden, sagte er der "Saarbrücker Zeitung". Ähnlich argumentierte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Beate Müller-Gemmeke.

WDR-Wirtschaftsexperte Wolfgang Landmesser sieht in dem Vorstoß dagegen einen "Dämpfer" für viele Unternehmen. Zusätzliche Feiertage verursachten höhere Arbeitskosten, und das womöglich gerade dann, wenn die Geschäfte wieder anliefen. Zudem hätten nicht alle Berufsgruppen durch Corona Zusatzbelastungen. Sein Fazit: "Mehr Freizeit für alle ist kein geeignetes Mittel - und auch nicht gerecht."

"Volkswirtschaftlich sinnvoll" oder "völlig inakzeptabel"?

Auch Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW, ist dagegen. "Das ist völlig inakzeptabel, davon halten wir gar nichts", sagte er am Dienstag dem WDR. Viele Einzelhändler seien geschlossen und würden ohnehin stark unter der Pandemie leiden. Zusätzliche freie Tage würden die Situation noch verschärfen.

SPD-Fraktionsvize Wiese hält den Vorschlag dagegen für "volkswirtschaftlich sinnvoll". Mit verlängerten Wochenenden würde man Ausflüge und Kurzurlaube anregen und so für eine "kleine Konjunkturspritze" im Bereich der Gastronomie und des Tourismus sorgen.

Belgien und Großbritannien holen Feiertage nach

Befürworter des Vorschlages verweisen auf Regelungen in Belgien, Luxemburg oder Großbritannien, wo das Nachholen von Feiertagen schon länger Usus ist. In den USA liegen viele Feiertage grundsätzlich an Wochentagen. Allerdings muss man beim Blick in andere Länder auch die Zahl der Urlaubstage vergleichen, die den Arbeitnehmern gewährt werden.

Feiertage sind Ländersache

Letztendlich liegt die Entscheidung über nachgeholte Feiertage beim jeweiligen Bundesland. Ob die schwarz-gelbe Regierung in NRW dafür zu haben ist, scheint eher unwahrscheinlich, wenn man einen Kabinettsbeschluss vom Januar sieht. Laut diesem müssen Landesbedienstete 2021 an Rosenmontag arbeiten. Seit 1970 war dieser Tag mit einer Ausnahme immer frei.

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