Einschränkungen für Nicht-Geimpfte? - Ein Pro & Contra

Stand: 26.07.2021, 15:44 Uhr

Angesichts steigender Corona-Zahlen wird diskutiert, ob es Einschränkungen für Nicht-Geimpfte geben soll. Ein Pro und ein Contra von den beiden ARD-Korrespondentinnen Nina Barth und Eva Ellermann.

Sie steigen und steigen wieder, die Corona-Neuinfektionszahlen in Deutschland. Diese Entwicklung könnte ausgebremst werden - mit einer hohen Impfquote. Doch davon ist Deutschland weit entfernt. Was tun? Diskutiert wird, ob es Einschränkungen im öffentlichen Leben für Nicht-Geimpfte geben soll. Ob das sinnvoll ist oder nicht, daran scheiden sich die Geister.

Pro - Nina Barth

"Ja, Einschränkungen für Nicht-Geimpfte sind für mich vorstellbar. Die Diskussion gab es vor Monaten schon. Damals ging es dabei auch um die Frage der Gerechtigkeit – denn der Impfstoff war knapp, nicht jeder konnte sich impfen lassen, der wollte. Das ist jetzt anders, die Situation hat sich geändert. Wer möchte, kann sich impfen lassen. Und wer sich impfen lässt, handelt solidarisch, trägt dazu bei, die Gesellschaft zu schützen.

Trotzdem ist ganz klar: Niemand MUSS sich impfen lassen. Es geht nicht um eine Impf-Pflicht. Jeder soll für sich entscheiden, ob er oder sie sich impfen lassen will. Es geht ganz einfach darum, die Konsequenzen für die eigene Entscheidung zu tragen.

Wir wissen nicht, ob es im Herbst oder Winter eine vierte Welle in der Corona-Pandemie geben wird. Tatsache ist, dass von Geimpften eine geringere Gefahr ausgeht, andere zu infizieren als von nur Negativ-Getesteten. Wer trotzdem sagt, ich möchte mich NICHT impfen lassen, der kann nicht erwarten, dass die Geimpften Rücksicht auf ihn nehmen. Dann muss er eben die Konsequenzen tragen. Klar ist aber auch, dass es für diejenigen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, Ausnahmen geben muss."

Contra - Eva Ellermann

"Nein, eine Zwei-Klassen-Gesellschaft mit deutlichen Einschränkungen für Ungeimpfte darf es nicht geben. Alle die, die noch nicht geimpft sind, sollten sich nicht gezwungen fühlen. Freiheitsrechte gelten für alle, auch für 'nur' Getestete.

Schon jetzt ist der Alltag mit gültigem Impfcode bequemer. Ja, es ist ein Problem, dass das Impftempo langsamer wird. Weil die Inzidenzzahlen wieder steigen, weil Reiserückkehrer Virusvarianten mitbringen können, weil Kinder gar nicht geimpft werden können. Je eher wir uns die sogenannte Herdenimmunität erimpft haben – umso besser.

Ich denke aber, Zwang steigert nicht das Tempo, sondern eher die Abwehr. Es ist Zeit, dass sich die Impfkampagne ändert. Zum Arzt zu gehen, ist für viele Menschen eine Hürde, manchen ist es einfach lästig, junge Leute sind spontaner. Sie alle sollten die Chance bekommen, sich da impfen zu lassen, wo sie einfach vorbeikommen: vor dem Club, beim Schnellrestaurant, in der Fußgängerzone. Jetzt ist genug Impfstoff da, jetzt muss er zu den Leuten kommen. So kann mehr Impftempo gemacht werden als mit Zwang."

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