Gastronomie und Corona: "Das dicke Ende wird kommen"

Stand: 01.12.2020, 12:37 Uhr

Seit Anfang November sind Restaurants und Cafés wegen der Corona-Pandemie erneut geschlossen. In der Branche ist die Stimmung schlecht. Denn auch die Aussichten sind mau.

Von Christian Wolf

Noch bekommen Gastronomen und Hotels im "Lockdown" großzügige Hilfen von bis zu 75 Prozent des eigentlichen Umsatzes. Doch was ist, wenn Restaurants und Cafés ab Januar wieder aufmachen dürfen? Selbst dann blickt die Branche in eine düstere Zukunft.

Viele Insolvenzen erwartet

"Das dicke Ende wird kommen", sagte Bernd Niemeier, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in NRW am Dienstag. Es müsse damit gerechnet werden, dass 30 bis 35 Prozent der Betriebe in Insolvenz gehen. "Wir werden in wenigen Monaten sehen, dass es viele gastronomische Betriebe gibt, die werden ein dickes Schild vor die Tür hängen: dauerhaft geschlossen."

Denn: Es wird eine gravierende Veränderung des Geschäfts erwartet. Bislang waren Kongresse, Messen und Geschäftsreisen ein wichtiger Umsatzfaktor. Doch ob es all das in dem gleichen Maße wie vor der Pandemie noch geben wird, ist laut Niemeier fraglich.

Hilfen sind noch immer nicht da

Kurzfristig aber müssen die Gastronomen erst einmal die kommenden Wochen überstehen. Und dass die groß angekündigten "Novemberhilfen" selbst Anfang Dezember noch nicht fließen, sorgt für Ärger. Es sei eine "unglaubliche Herausforderung", damit klar zu kommen, sagte der Dehoga-Chef. Denn monatliche Fixkosten wie die Miete müssten jetzt gezahlt werden.

Planungssicherheit gefordert

Insgesamt fordert der Verband mehr Klarheit von der Politik. Zwar sei es nachvollziehbar, dass die Corona-Regeln nur im Rhythmus von vier Wochen beschlossen werden. Aber: "Wir brauchen Planungssicherheit." So müsse frühzeitig gesagt werden, unter welchen Auflagen die Gastronomie irgendwann wieder aufmachen darf - damit sich die Betroffenen darauf vorbereiten können. Zudem müssten Waren eingekauft und Personal eingeteilt werden.

Helfen würde laut dem Branchenverband auch zusätzliches Geld, um in Lüftungsanlagen zu investieren. Und die reduzierte Mehrwertsteuer solle dauerhaft unten bleiben.

Die Idee, dass Restaurants über Weihnachten ein paar Tage öffnen dürfen, lehnen die Betroffenen übrigens ab. "Wir sind keine Licht-an-Licht-aus-Branche", sagte Niemeier. Laut einer internen Umfrage müssten Restaurants und Hotels 33 bis 35 Tage geöffnet sein, damit sich der Betrieb wirtschaftlich überhaupt lohnt.

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