Schulen öffnen: Wie die Kinder unter den Corona-Einschränkungen leiden

Stand: 11.05.2020, 11:00 Uhr

  • Ab Montag (11.05.2020) gehen alle Grundschüler tageweise wieder in die Schulen.
  • Strenge Corona-Auflagen auch im Unterricht
  • Familien-Expertin: "Für Kleinere verunsichernd"

Viele Schülerinnen und Schüler in NRW haben ab Montag (11.05.2020) wieder Unterricht in einer Schule. Aber auch in der Klasse und auf den Pausenhöfen gilt das Abstandsgebot; das Tragen von Masken wird vielfach empfohlen. Wir haben mit der Bonner Pädagogin und Familienbegleiterin Inke Hummel über den neuen Corona-Alltag an den Schulen gesprochen.

WDR: Frau Hummel, Sie begleiten Familien im Alltag. Jetzt steht für viele Kinder der Schulbesuch wieder an. Wie sind die Reaktionen?

Inken Hummel

Familienberaterin und Pädagogin Inke Hummel

Inke Hummel: Ich habe mit mehreren Familien gesprochen, deren Kinder bereits wieder in die Schule mussten. Diese Kinder haben sich wahnsinnig auf ihre Freunde gefreut, aber danach sind sie nach Hause gekommen und haben gesagt, es sei schrecklich gewesen. Das ständige Ermahnen, Abstand voneinander zu halten, wurde als großer Stress empfunden.

WDR: Abstand halten und Maskenpflicht - das charakterisiert den neuen Schulalltag. Können Grundschüler überhaupt damit umgehen?

Hummel: Jüngere Schüler haben noch ein ganz anderes soziales Miteinander als ältere Schüler. Dazu gehört auch das Anfassen - diese Dinge geben den Kindern Sicherheit. Auch Lehrer können so manchmal zu Kindern eine bessere Verbindung schaffen. Das fällt jetzt aber weg. Ich glaube, das hemmt alle Beteiligten sehr.

WDR: Warum ist es gerade für jüngere Schüler so schwer, die vielen neue Regeln nun einzuhalten?

Hummel: Lernen erfolgt in dem Alter oft spielerisch - und Spielen bedeutet: Etwas tun, ohne groß nachzudenken. Wenn man sich vorstellt, bis ins nächste Schuljahr hinein nie die Möglichkeit zu haben, etwas spontan zu entwickeln, empfinde ich das als unheimliche Einschränkung. Die Größeren, die können damit umgehen, aber für die Kleineren ist das einfach verunsichernd.

WDR: Also wäre es aus Ihrer Sicht besser gewesen, die Kinder momentan weiter zu Hause zu beschulen?

Hummel: Ich würde freiwillige Angebote im Moment wichtiger finden – für Kinder, die Schwierigkeiten mit dem Homeschooling haben. Es wäre gut, Freizeitzentren wieder zu eröffnen oder die Angebote von Kirchengemeinden wieder wahrnehmen zu können. Da wäre ein relativ entspannter Rahmen gegeben, ohne dass man zusätzlich noch lernen muss. Und die Erwachsenen können schauen, ob bei den Kindern alles in Ordnung ist.

WDR: Könnte es sein, dass Schule jetzt wieder ein Stück weit strenger wird?

Hummel: Ich musste bei dem Material, das nun zum Teil zur Vorbereitung an die Eltern verschickt wird, an 50er-Jahre-Filme und an die damalige strenge Atmosphäre in den Schulen denken. Heute ist Schule ja ein Ort, wo viel in Gruppen gearbeitet wird und man im Raum auch mal die Plätze wechselt. Das ist alles nicht mehr möglich.

Vieles wirkt einfach sehr autoritär - und das tut einem Kind bestimmt nicht gut. Auch die Lehrer fühlen sich damit wahrscheinlich nicht wohl. Das, was jetzt versucht wird: Möglichst schnell zum klassischen Unterricht zurückzukehren. Unter den Gegebenheiten funktioniert das aber schlecht.

Das Gespräch führte Nina Giaramita.

Das geht ab heute wieder

Essen gehen, Sport, Nachbarn treffen: Die Landesregierung lockert ab heute in vielen Bereichen die Corona-Beschränkungen. Es gelten aber strenge Auflagen.

Das Bild zeigt eine Person mit Mundschutz vor einem geschlossenen Geschäft.

Geschäfte: Die 800 qm-Regel wird aufgehoben. Unabhängig von ihrer Größe dürfen Geschäfte unter Auflagen zu Abstands- und Hygieneregeln wieder öffnen. Maßstab für die durchzuführende Zugangskontrolle: eine Person pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche. Zudem müssen Auflagen zur Vermeidung vom Warteschlangen beachten werden.

Geschäfte: Die 800 qm-Regel wird aufgehoben. Unabhängig von ihrer Größe dürfen Geschäfte unter Auflagen zu Abstands- und Hygieneregeln wieder öffnen. Maßstab für die durchzuführende Zugangskontrolle: eine Person pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche. Zudem müssen Auflagen zur Vermeidung vom Warteschlangen beachten werden.

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