Pläne zur Rüstungsproduktion in Neuss: Sondersitzung im Rathaus

Lokalzeit aus Düsseldorf 12.03.2025 02:54 Min. Verfügbar bis 12.03.2027 WDR Von Raphael Boch

Pläne zur Rüstungsproduktion in Neuss: Sondersitzung im Rathaus

Stand: 13.03.2025, 21:22 Uhr

Im Werk der Rheinmetalltochter Pierburg in Neuss könnte schon bald auf Rüstungsproduktion umgestellt werden. Bisher werden dort Teile für die Automobilindustrie hergestellt. Auf einer eilig einberufenen Sondersitzung des Haupt- und Sicherheitsausschusses haben die Neusser Politiker über die Folgen beraten.

Von Raphael Boch und Manuela Klüppel

Michael Klinkicht von der Fraktion "Neuss jetzt" kann diese Ankündigung kaum glauben. Rheinmetall beabsichtigt in dem Werk des Tochterunternehmens Pierburg in Neuss Rüstungsgüter zu produzieren. Für den Lokalpolitiker stellen sich viele Fragen.

"Der Hafen liegt im Zentrum von Neuss. Deswegen sind wir uns nicht sicher, ob das Umstellen der Produktion in einem so sensiblen Gebiet überhaupt zulässig ist." Michael Klinkicht, Fraktion "Neuss jetzt"

Genaue Pläne von Rheinmetall unklar

Bisher werden in dem Werk Teile für die Automobilindustrie hergestellt unter anderem auch für E-Autos. Laut Rheinmetall ist geplant, den überwiegenden Teil der Produktion auf Rüstungsgüter umzustellen. Was genau in Neuss gefertigt werden soll, sagt das Unternehmen nicht. Die Rede ist lediglich von Schutzkomponenten und weiteren mechanischen Komponenten.

Emotionale Debatte aus Kriegsangst

Vor der Sondersitzung im Haupt- und Sicherheitsausschusses hatten eine Handvoll Friedensaktivisten vor dem Rathaus protestiert. Die Debatte im Ratsaal war dann auch durchaus emotional. Vor allem die Kriegsangst ließ die Gemüter von Befürwortern und Gegnern der Pläne hochkochen.

Bürgermeister Reiner Breuer von der SPD versuchte zu beruhigen: „Keiner freut sich darüber, dass Waffen produziert werden, aber die Realität ist eine andere. Für uns ist wichtig als Stadt, dass hier keine Explosivstoffe verarbeitet werden.“ Dies hatte Rheinmetall auch bestätigt. Ob es zur Umstellung auf Rüstungsgüter kommt, steht laut dem Konzern zudem noch nicht fest. Die Stadtverwaltung sieht auch keine rechtliche Handhabe gegen eine mögliche Umstellung auf Rüstungsgüter.

Rüstungsboom treibt Umsatz hoch

Rheinmetall profitiert von steigenden Rüstungsbudgets und erwartet nach einem Rekordjahr die Fortsetzung des Nachfragebooms. "Für das Geschäftsjahr 2025 prognostiziert Rheinmetall anhaltend starkes Umsatz- und Ergebniswachstum", teilten die Düsseldorfer am Mittwoch mit. Der Umsatz soll um 25 bis 30 Prozent steigen, im militärischen Geschäft sogar um 35 bis 40 Prozent.

Gewerkschaft sieht Chance für den Standort

Der Vorsitzende des DGB Kreisverbandes Neuss Udo Fischer sieht in der Umstellung auf Rüstungsgüter eine Chance für den Standort. Rheinmetall verdiene im Moment viel Geld. "Ich hoffe, dass dann auch mehr in die Forschung beispielsweise für die Zulieferung von E-Autos investiert wird.", sagt Fischer. Das Know-How der Mitarbeiter dürfe nicht hinten rüberfallen.

Der Betriebsrat der Rheinmetall-Tochter Pierburg wolle im Moment nichts zu den Plänen sagen, heißt es vom DGB.

Unsere Quellen:

  • Sondersitzung Stadtrat Neuss
  • Rheinmetall
  • Michael Klinkicht, Fraktion "Neuss jetzt"
  • Udo Fischer, Vorsitzender des DGB Kreisverbandes Neuss
  • Stadtverwaltung Neuss
  • Nachrichtenagentur Reuters