Das Ende der Omikron-Welle scheint in Sicht. Wird im Sommer also alles entspannt? Und mit welcher Corona-Situation muss man im Herbst und Winter rechnen?
Wird im Sommer trotz Corona wieder alles in Ordnung sein?
Das will auch die 33-jährige Alev Balcioglu aus Monheim wissen. Sie sagt, im vergangenen Jahr sei im Sommer ja "alles soweit in Ordnung" gewesen. Aber wie sehen die kommenden Corona-Monate aus? Das fragte sie den WDR.
"Der Sommer wird gut", sagte der SPD-Gesundheitsexperte und heutige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im WDR-Interview im Mai vergangenen Jahres. Der Satz wurde zu einem geflügelten Wort - auch dank Lauterbachs Mitwirkung an einem Musikvideo der Komikerin Carolin Kebekus.
Die Prognose traf zu. Im Sommer 2021 waren nur wenige Menschen mit Corona infiziert und erkrankten daran schwer - genauso wie im ersten Jahr der Pandemie. Und so werde es auch diesmal sein, hat Lauterbach nun prophezeit: "Wir werden einen super Sommer haben, wie im letzten Jahr auch", sagte er kürzlich dem "Stern".
Warum der Corona-Sommer gut werden könnte
Für Lauterbachs Annahme gibt es gute Gründe:
- Die Omikron-Welle ist nach heutigen Prognosen dann abgeebbt.
- Falls Omikron dann noch verbreitet ist: Die Virusvariante verursacht nicht so viele schwere Verläufe, die im Krankenhaus behandelt werden müssen.
- Die Zahl der Booster-Impfungen wächst.
- Im Sommer funktioniert das Immunsystem besser - die Schleimhäute sind besser durchblutet und befeuchtet.
- Im Freien überträgt sich das Virus kaum.
Vor allem Letzteres sorgt dafür, dass die Infektionszahlen im Sommer viel geringer sind als sonst. In den warmen Monaten ist man häufiger draußen. Dort werden Aerosole stark verdünnt - die Corona-Partikel in der Luft verflüchtigen sich schnell.
Super-Spreader-Events, bei denen manchmal nur ein einziger Infizierter Dutzende Menschen ansteckt, seien draußen sogar ausgeschlossen, so die Gesellschaft für Aerosolforschung. Man müsse "die Menschen sensibilisieren, dass DRINNEN die Gefahr lauert", hieß es in einem Schreiben vom April vergangenen Jahres.
Allgemeine Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen fällt weg
Nun gilt aber seit Anfang April 2022 auch in öffentlichen Innenräumen keine allgemeine Maskenpflicht mehr. In der vorerst bis zum 23. Juni verlängerten NRW-Coronaschutzverordnung steht, dass sie u.a. in Krankenhäusern und dem ÖPNV bestehen bleiben soll. Dass Masken wirksam Ansteckungen verhindern können, das bestätigen mittlerweile viele Studien, zum Beispiel jene der Max-Planck-Gesellschaft.
Auch Test-Nachweise für bestimmte Einrichtungen könnten länger bleiben
Eine weitere Corona-Einschränkung, die noch lange bleiben könnte: die Pflicht, auch weiterhin in bestimmten Bereichen einen Negativtest nachzuweisen. Seit Anfang April 2022 gilt die Testpflicht u.a. für Krankenhäuser, Seniorenheime und Justizvollzugsanstalten.
Corona im Herbst - nur noch wie die Grippe?
Die große ungeklärte Frage ist: Wie entwickelt sich Corona im Herbst und Winter? Wird die Pandemie tatsächlich - so wie die Grippe - zu einer Endemie, also längst nicht mehr so dominant und so gefährlich für viele?
Nach Ansicht des Expertenrats hängt die weitere Corona-Entwicklung von vielen Faktoren ab, "wie der Impfquote und der Verbreitung neuer Virusvarianten, und kann daher nicht präzise vorhergesagt werden".
Sicher ist sich das 19-köpfige wissenschaftliche Expertengremium aber darin: Um einer erneuten, starken Krankheitswelle im Herbst und Winter vorzubeugen, sei "eine möglichst lückenlose Immunität" anzustreben. Der dauerhafte Wegfall der Corona-Regeln und das Ende der Pandemie seien "eng mit dem Erreichen einer hohen Impfquote und parallel dem eigenverantwortlichen Handeln der Bürgerinnen und Bürger verbunden".
Der Sommer könnte also wirklich gut werden, so die Corona-Prognosen. Was aber im Herbst und Winter sein wird, ist längst noch nicht klar.
Über dieses Thema berichtete am 19.02.2022 auch das "Morgenecho" bei WDR5.