Essener Virologe: "Omikron wird wie Grippe"

Stand: 13.01.2022, 10:29 Uhr

Licht am Ende des Tunnels: Künftige Corona-Varianten werden nicht gefährlicher, sondern harmloser, sagt der Essener Virologe Ulf Dittmer. Das zeichne sich schon bei Omikron ab.

So wie es aussieht, verliert das Coronavirus allmählich seinen Schrecken: Die Omikron-Variante und die Grippe seien sich zumindest ähnlich, sagte der Virologe Ulf Dittmer von der Uniklinik Essen am Mittwoch im Videocast "19 - die Chefvisite". Die Ähnlichkeit sei jedenfalls deutlicher als bei der Delta-Variante.

"Delta war ein absolut tödliches Virus und sicherlich die schlimmste Variante, die wir in dieser Pandemie gehabt haben." Das sei bei Omikron zum Glück offenbar nicht so. Zwar fehlten noch weitere Studien, aber bisher zeige sich: "Bei Omikron sehen wir, dass nur noch sehr selten tiefe Lungeninfektionen vorkommen."

"Kein Weg zurück zu tödlicheren Varianten"

Dieser Trend sei genau das, was Virologen schon vor anderthalb Jahren vorhergesagt hätten. "Ich bin mir ziemlich sicher: Es gibt evolutionär keinen Weg zurück zu einem tödlicheren Virus", sagte Professor Dittmer mit Blick auf meist milde Krankheitsverläufe bei der Omikron-Mutation.

Diese setze sich nicht in der tiefen Lunge, sondern in den oberen Atemwegen fest, um sich besser zu verbreiten - diesen "Vorteil" werde das Virus nicht mehr aufgeben. Dadurch habe sich auch die Zahl der Todesfälle durch Omikron "schon sehr angenähert" an den Verlauf einer Grippe-Welle.

Auch die Grippe solle man aber nicht unterschätzen, so Dittmer auf WDR5: In starken Grippe-Jahren würden tausende von Menschen in Deutschland daran versterben.

"Keine Leichenberge" dank Impfschutz

Weil die um sich greifende Omikron--Variante auch Geimpfte und Geboosterte befalle, könnten Impfgegner zwar behaupten, "am Ende Recht gehabt zu haben", so der Virologe. Aber ohne Impfschutz "hätten wir bei der Delta-Variante Leichenberge und dramatische medizinische Situationen gesehen."

Dittmer betonte: "Wir können froh sein, dass die meisten Deutschen vernünftig waren und sich schon im letzten Jahr haben impfen lassen."

Die Impfung schütze auch weiterhin vor Omikron: Zwar nicht immer vor einer Erkrankung; aber schwere Krankheitsverläufe und Krankenhausaufenthalte seien so sehr unwahrscheinlich. Die vereinzelten Komplikationen, die bei Omikron noch auftauchen, würden fast ausschließlich Ungeimpfte treffen.

Dennoch keine Entwarnung

"Wir sind auf dem Weg in die Endemie. Das ist relativ klar", sagte Dittmer. Aber Entwarnung könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben, da in den nächsten Monaten noch große Probleme gelöst werden müssten. Es werde ganz viele Menschen geben, die sich infizieren und kurzzeitig krank werden würden.

Dadurch bestehe die Gefahr, dass die zentralen Infrastrukturen wie Krankenhäuser, Wasserversorgung und Stromversorgung ausfallen könnten. Es sei deshalb wichtig zu boostern.

Passgenaue vierte Impfung

Von einer vierten Impfung ist Dittmer aktuell nicht überzeugt: Sie sei nur sinnvoll mit "an Omikron angepassten Impfstoffen". Damit sollten dann vor dem nächsten Winter insbesondere Risikogruppen geschützt werden - "sehr analog zur Grippeimpfung".

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