Die EU-Staaten haben vereinbart, Passagierflüge aus sieben südafrikanischen Staaten auszusetzen; Israel und Japan verbieten sogar allen Menschen aus dem Ausland die Einreise. Hintergrund dieser Maßnahmen ist die Entdeckung der Omikron-Variante in Südafrika. Ihre Ausbreitung soll so eingedämmt werden. Macht das Sinn?
Es gibt Indizien, dass Reisebeschränkungen helfen können
Die Weltgesundheitsorganisation hat sich klar gegen solche Reisebeschränkungen positioniert. Sie hat die Omikron-Variante zwar als "besorgniserregend" und das von ihr ausgehende Risiko als "sehr hoch" eingestuft, fordert die Staaten aber auf, ihre Grenzen weiterhin offen zu halten.
Es gibt allerdings konkrete Indizien dafür, dass strikte Einreiseregeln bei der Bewältigung von Corona-Varianten helfen. Das sieht man an den über lange Zeit extrem niedrigen Infektionszahlen von Australien und Neuseeland (die in diesem Herbst durch die Delta-Variante etwas anstiegen) - die Länder setzten seit Pandemiebeginn auf eine konsequente Abschottung. Für Australien gibt es eine Studie, die belegt, dass sich das ursprüngliche Coronavirus 2020 durch die Reisebeschränkungen langsamer ausgebreitet hat.
Omikron könnte in Europa schon viel verbreiteter sein als angenommen
Allerdings könnte die Omikron-Variante schon viel verbreiteter sein, als bislang bekannt. Zuletzt gab es Meldungen über Fälle in Europa, die weiter zurückliegen als die ursprünglichen registrierten ersten Erkrankungen. Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sieht globale Reisebeschränkungen gegen die Omikron-Variante daher kritisch.
Man könne die Ausbreitung von Omikron mit Reisebeschränkungen maximal verlangsamen, so Schmidt-Chanasit. Das bedeutet: Solche Beschränkungen können helfen, wenn man auf bisherige Studien schaut, aber wie sehr, das ist offen.
Wissenschaftler:innen: Beschränkungen können schwerwiegende Folgen haben
Reisebeschränkungen und -Verbote sind dabei grundsätzlich eine Abwägung: Denn es handelt sich um erhebliche Restriktionen - Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schreiben im "International Journal of Infectious Diseases" von möglichen schwerwiegenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen.
Besonders groß sind die aktuellen finanziellen Einbußen für Südafrika und die Nachbarländer dabei in der Tourismusbranche: Denn in diesen Ländern würde ab Weihnachten eigentlich die Urlaubssaison losgehen.