Angeklagter zu tödlichem Libori-Streit: "Keine Absicht zu verletzen"
Stand: 29.01.2025, 19:59 Uhr
Ein halbes Jahr nach einem tödlichen Streit auf Libori hat am Mittwoch der Strafprozess in Paderborn begonnen. Ein heute 60 Jahre alter Mann soll einen 71-Jährigen so schwer verletzt haben, dass er starb.
Dem 60-jährigen Mann aus Borchen wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. Er war mit einem anderen, 71-jährigen Festbesucher in Streit geraten. Dieser stürzte, schlug mit dem Kopf auf dem Pflaster auf und starb einen Tag später.
Der Angeklagte räumte ein, den Kontrahenten geschlagen zu haben. Er habe damit auf einen Angriff des 71-Jährigen reagiert. Es sei aber nicht seine Absicht gewesen, den Mann zu verletzen, sagte er in der Verhandlung.
Beide Männer sollen betrunken gewesen sein.
Volksfest Libori
Libori ist das größte Volksfest in Ostwestfalen-Lippe. Im vergangenen Jahr kamen rund 1,5 Millionen Menschen nach Paderborn. Traditionell wird neun Tage lang in der ganzen Stadt ausgelassen, fröhlich und in der Regel friedlich gefeiert.
Riesenrad und das Libori Fest mitten in Paderborn
Natürlich gibt es, wie bei jeder Großveranstaltung, auch mal Ärger unter den Besucher und Besucherinnen. Doch im vergangenen Jahr endete ein Streit gleich am ersten Veranstaltungstag tödlich.
Streit wegen einer Kleinigkeit?
Am Libori-Eröffnungsabend waren die zahlreichen Biergärten auf der Kirmesmeile gut besucht. Der heute 60-jährige Angeklagte hatte in einem davon ebenso gefeiert wie das spätere Opfer. Beide Männer waren nach Angaben des Landgerichts Paderborn zum Tatzeitpunkt gegen 23 Uhr betrunken.
Der tödlichen Auseinandersetzung ging offenbar eine Kleinigkeit voraus. Laut Anklage soll der 60-Jährige beim Betreten des Biergarten eine von ihm mitgebrachte Tüte Müll auf einen Tisch abgelegt haben.
Das soll den 71-Jährigen gestört haben. Am späteren Abend forderte er den 60-Jährigen auf, die Tüte zu entfernen. Dann eskalierte die Situation.
Kopfverletzung führte zum Tod
Erst stritten die Männer nur verbal. Dann wurden sie handgreiflich. Das 71-jährige Opfer soll den Angeklagten bei der folgenden Rangelei in den Nacken oder an den Unterarm gefasst haben.
Der genaue Ablauf ist noch nicht geklärt. Der Angeklagte wehrte sich. Er soll mit der Faust ausgeholt und gegen den Kopf seines Kontrahenten geschlagen haben.
Der 71-Jährige kam ins Straucheln, fiel rücklings um und schlug dabei hart mit dem Hinterkopf auf den Boden. Er starb am nächsten Tag im Krankenhaus. Todesursache war ein schweres Schädelhirntrauma.
Besucher werden Augenzeugen
Land und Amtsgericht Paderborn
Den Vorfall haben viele Menschen mitbekommen. Laut einer Gerichtssprecherin wurden acht Zeugen befragt, die das Geschehen beobachtet hatten. Die Richter wollen anhand der Aussagen ein Bild von der Situation vor Ort am Tatabend bekommen.
Der Angeklagte befindet sich derzeit auf freiem Fuß. Haftgründe liegen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Paderborn während des laufenden Verfahrens nicht vor. Das könnte sich je nach Ausgang des Prozesses ändern.
Die Gerichtssprecherin sagte, die Kammer habe bisher nur einen weiteren Verhandlungstermin am 12. Februar angesetzt. Dann soll ein Rechtsmediziner zur Todesursache aussagen.
Übrigens: Das Paderborner Volksfest Libori ging trotz des tödlichen Streits wie ursprünglich geplant weiter. Auch der betroffene Biergarten konnte nach Beendigung der Spurensicherung wieder öffnen.
Unsere Quellen:
- Landgericht Paderborn
- Polizei Paderborn