Corona im Herbst: Politik will Kita- und Schulschließungen vermeiden

Stand: 03.06.2022, 16:29 Uhr

Wenn die Zahl der Corona-Infektionen im Herbst wieder steigt, wollen Bund und Länder verhindern, dass Schulen und Kitas wieder schliessen müssen. Wie das erreicht werden soll, steht noch nicht fest.

Bei einer neuen Corona-Welle wollen Bund und Länder eine flächendeckende Schließung von Kitas und Schulen vermeiden. Trotz einer derzeit erfreulichen Entwicklung der Corona-Lage sei "für alle klar, dass wir im Winter/Herbst möglicherweise andere Voraussetzungen vorfinden", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstagabend nach Beratungen mit den Länder-Spitzen in Berlin.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte, Bund und Länder hätten sich auf einen Fahrplan für eine Impfkampagne mit Blick auf Herbst und Winter verständigt. Es sei gleichzeitig wichtig, dass der Bund rechtzeitig vor dem Herbst die Grundlage für Pandemiebekämpfung anpasse.

Noch keine konkreten Pläne in NRW

Zudem kündigte Wüst an, dass die Länder frühzeitig Strategien erstellen und Konzepte überarbeiten würden, um Schul- und Kitaschließungen zu verhindern. Wie diese konkret aussehen werden, kann das Ministerium für Schule und Bildung in NRW noch nicht sagen.

"Nordrhein-Westfalen hat in den vergangenen beiden Jahren Erfahrungen mit den unterschiedlichen Unterrichts- und Schulbetriebsmodelle in der Corona-Pandemie gesammelt", heißt es dazu aus dem Ministerium der scheidenden Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) auf Anfrage des WDR. "Ebenso mit verschiedenen Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen, die überarbeitet und wieder genutzt werden könnten, sollte dies notwendig sein."

Impfquote bei Kindern und Jugendlichen hochfahren

Gebauers Parteikollegin, Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), plädiert zur Vorbereitung auf den Herbst und Winter dafür, die Corona-Impfquote bei jungen Menschen zu erhöhen. "Schon jetzt ist absehbar, dass wir die Impfangebote rechtzeitig hochfahren müssen, möglichst niedrigschwellig und nach der Empfehlung der Stiko gerade auch für Kinder und Jugendliche an den Schulen", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Das hält auch der Virologe Dr. Martin Stürmer für sinnvoll. Gerade Menschen, deren Impfung oder Infektion länger zurückliege, seien durch die neue Omikron-Variante BA.5 gefährdeter, da diese offenbar noch infektiöser sei als die bisherigen Mutationen des Coronavirus.

"Insofern ist es ganz wichtig, dass man hier auch die Impfung auf den aktuellen Stand hält." Dr. Martin Stürmer, Virologe

Virologe: Maßnahmen breit aufstellen

Gleichzeitig betont Stürmer, dass es wichtig sei, auch andere Maßnahmen in Betracht zu ziehen, auch wenn diese als mögliche Tabus gelten. "Also auch wirklich Richtung Lockdown-Maßnahmen zumindest zu diskutieren, sodass wir die Möglichkeiten haben und - wenn es denn wirklich soweit kommt - sie auch schnell umsetzen können", so Stürmer.

Dass die Politik in diesem Jahr bereits am Anfang des Sommers Pläne für den kommenden Herbst macht, begrüßt der Virologe. "Auch wenn wir natürlich nicht genau wissen, welche Variante uns im Herbst und im Winter letztendlich heimsuchen wird", so der Dozent von der Goethe-Universität Frankfurt am Main im Gespräch mit dem WDR.

Variante BA.5 noch infektiöser als andere Omikron-Mutationen

Aktuell gibt es Hinweise darauf, dass sich Omikron-Variante BA.5 stärker ausbreiten könnte, die beispielsweise in Portugal für immer mehr Covid-19-Infektionen verantwortlich ist. "Die derzeitige Infektionswelle in Portugal zeigt, dass Corona weder harmlos geworden, noch vorbei ist", sagte in diesem Zusammenhang die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann.

Vor diesem Hintergrund und "einem erneuten starken Anstieg des Infektionsgeschehens im Herbst" sei es wichtig, das Infektionsschutzgesetz anzupassen, das nur noch bis zum 23. September Schutzmaßnahmen wie die Maskenpflicht ermögliche, so Haßelmann.

Ähnlich sieht man das auch im NRW-Schulministerium und drängt darauf, dass der Bund möglichst schnell mit den Ländern über die gesetzlichen Voraussetzungen diskutieren soll. "Diese Gespräche sollten aus Sicht des Ministeriums für Schule und Bildung zügig in den kommenden Wochen erfolgen, so dass im Sommer weitere Vorkehrungen für den Schulbetrieb im kommenden Schuljahr getroffen werden können", heißt es.

Aktuelle TV-Sendungen