Raus aus dem Lockdown: Bringen Corona-Schnelltests Lockerungen?

Stand: 25.02.2021, 16:28 Uhr

Bis genügend Menschen geimpft sind, dauert es noch. Wie könnte es trotzdem Lockerungen und einen Weg aus dem Lockdown geben? Die Politik setzt jetzt auf Corona-Schnelltests.

Immer wieder haben wir auf Lockerungen gehofft - vergeblich. Und seit die Zahl der Corona-Neuinfektionen stagniert oder sogar steigt, rücken Lockerungen in die Ferne. Oder doch nicht? Die Politik sucht nach einer anderen Lösung: Corona-Tests sollen mehr Freiheit ermöglichen.

"Eine intelligente Öffnungsstrategie ist mit umfassenden Schnelltests, gleichsam als Freitesten, untrennbar verbunden", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Donnerstag. Das nächste Bund-Länder-Treffen am 3. März soll das weitere Vorgehen klären. Merkel geht davon aus, dass ein solches System zum "Freitesten" noch im März installiert wird.

Paketlösungen für drei Bereiche

Bereits am Montag hat Merkel im CDU-Präsidium einen Plan für einen Ausstieg aus dem Corona-Lockdown vorgeschlagen, der in mehreren Etappen vollzogen werden soll. Sie schlug Paketlösungen für drei gesellschaftliche Bereiche vor: erstens persönliche Kontakte, zweitens Schulen und Berufsschulen sowie drittens Sport, Restaurants und Kultur.

Konkrete Inhalte sind noch nicht bekannt. Öffnungsschritte müssten aber "mit vermehrten Tests klug eingeführt werden", so Merkel.

Selbsttests bieten Orientierung

Doch nicht alle Corona-Schnelltests eignen sich in gleicher Weise zum "Freitesten" - für zum Beispiel einen Restaurant-Besuch. Selbsttests für Laien sind dafür wohl eher nicht geeignet - zu groß ist die Gefahr von Manipulationen.

Selbsttests können aber eine Orientierung im Alltag bieten. Wer etwa vor einem Familientreffen einen Selbsttest mache, könne bei einem negativen Ergebnis davon ausgehen, dass er oder sie in den nächsten 24 Stunden nicht infektiös ist, sagte WDR-Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar am Mittwoch in der "Aktuellen Stunde". Negative Resultate seien allerdings keine Garantie dafür, dass man in zwei Tagen nicht doch ansteckend sei.

Schnelltests durch geschultes Personal wohl Voraussetzung

Wenn bei einer möglichen Neuregelung der Corona-Einschränkungen zum Beispiel Theaterbesuche für Getestete erlaubt würden, wäre wohl ein Schnelltest notwendig, der von geschultem Personal durchgeführt wird. Bislang dürfen diese Tests nur an Ärzte, medizinische Einrichtungen oder Pflegeeinrichtungen abgegeben werden.

Im März will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) solche medizinischen Schnelltests kostenlos für alle anbieten. Durchgeführt werden diese dann in Testzentren, in Arztpraxen oder in Apotheken.

Bereits Erfahrungen in Österreich

In Österreich wird bereits im großen Stil getestet. Dort werden Schnelltests seit Januar an Schulen eingesetzt. Lehrer begleiten den Test und wurden vorher geschult. Epidemiologe Gerald Gartlehner sagte dem Wiener "Standard": "Wenn es uns gelingt, regelmäßig 40 Prozent herauszufiltern, dann ist wirklich sehr viel gewonnen."

Ab März sollen in Österreichs Apotheken gratis Corona-Selbsttests für zu Hause ausgegeben werden. Jedem Österreicher sollen bis zu fünf Stück pro Monat zur Verfügung stehen.

Mehr Neuinfektionen in Österreich

Dennoch: In Österreich werden aktuell mehr Neuinfektionen registriert - die Zahl stieg von 107 wöchentlichen Infektionen pro 100.000 Einwohner Anfang Februar auf mittlerweile 145,2. Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober erklärte, dass mit mehr Testungen sichtbar gemacht wird, wie das reale Infektionsgeschehen in Österreich ist.

Systematischer Einsatz in Schulen und Betrieben

Für den "strategisch klugen Einsatz" von Selbsttests sprach sich auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach am Donnerstag im WDR-"Tagesgespräch" aus.

Er setzt auf flächendeckende Tests zwei Mal pro Woche in Schulen und Unternehmen, um größere Infektionsherde zu entdecken. "So kann ich dann eine Klasse isolieren oder ein Cluster in Betrieben erkennen." Auf diese Weise könnten Infektionsketten unterbrochen werden.

Die Gefahr für eine dritte Welle könne sich aber durch Selbsttests auch erhöhen, sagte Lauterbach. Nämlich dann, wenn Schnelltests dafür eingesetzt würden, sich risikoreicher zu verhalten. Um sich beispielsweise selbst zu testen, um feiern gehen und die Abstandsregeln nicht mehr einzuhalten.

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