Hohes Tempo bei Suche nach Corona-Impfstoff - Risiken und Nebenwirkungen

Stand: 20.11.2020, 13:24 Uhr

Derzeit werden fast 50 Impfstoffe gegen das Coronavirus geprüft - unter hohem Zeitdruck. Geht das auf Kosten der Sicherheit?

Mit einem oder mehreren zuverlässigen Impfstoffen könnten auch die Corona-Maßnahmen beendet werden: Endlich wieder unbeschwert Freunde treffen, in den Urlaub fahren, Konzerte besuchen. Laut der Weltgesundheitsorganisation befinden sich aktuell 48 Impfstoffe in klinischen Studien.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist sogar optimistisch, dass schon in wenigen Wochen ein Corona-Impfstoff verfügbar sein wird. Merkel rechnet schon im Dezember oder "sehr schnell nach der Jahreswende" mit der Zulassung in Europa, wie sie am Donnerstagabend sagte.

Fragen und Antworten zu Corona-Impfstoffen

Doch wie sicher sind Impfstoffe gegen das Coronavirus? Fragen und Antworten - auch zu Behauptungen, die im Netz kursieren.

1. Sind die Impfstoffe auch bei beschleunigten Testverfahren sicher?

Ja, sagt die Bundesregierung. Denn in den Testverfahren würden keine Überprüfungen ausgelassen. Sie würden lediglich teilweise parallel durchgeführt.

Gefahren durch das hohe Entwicklungstempo sieht auch das bundeseigene und für Impfstoff-Zulassungen zuständige Paul-Ehrlich-Institut nicht. "Das ist bisher nicht erkennbar", sagte dessen Leiter Klaus Cichutek am Mittwoch im "ZDF-Morgenmagazin". Alle bisherigen Daten ließen nicht auf solche Risiken schließen.

Trotzdem müssten die bisher Geimpften über ein oder zwei Jahre medizinisch beobachtet werden, so Cichutek. Es seien bisher jeweils 10.000, häufig auch mehr als 20.000 Menschen geimpft worden.

"Und hier kann man statistisch errechnen, dass wir Risiken, die mit einer geringen Häufigkeit von eins zu 1.000 auftreten würden, tatsächlich erkennen können - und darauf können wir reagieren."

2. Könnten gravierende Langzeitfolgen auftreten?

Cichutek glaubt das nicht. Unter anderem schließt er aus, dass die nun entwickelten "RNA-Impfstoffe Erbgut von Menschen in irgendeiner Form verändern werden". Dazu gebe es klare Datenlagen. "Wir beschäftigen uns mit dieser Art von Impfstoffen seit Jahren, bei einigen seit Jahrzehnten." Auch dass Autoimmunkrankheiten ausgelöst werden, glaubt Cichutek nicht. "Darauf gibt es keine Hinweise."

So sieht es auch der Chef der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens. Dem MDR sagte er, er habe keine Bedenken bei den Corona-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna - auch nicht bezüglich möglicher Langzeitfolgen.

3. Welchen Schutz bieten Impfstoffe?

Durch Impfungen schützt man sich in erster Linie natürlich selbst vor ansteckenden Krankheiten. Doch es gibt auch Menschen, die sich nicht impfen lassen können - zum Beispiel zu junge Babys oder chronisch Kranke. Sie sind darauf angewiesen, dass andere Menschen sich impfen lassen und die Ausbreitung der Krankheit damit erschweren.

Der von Biontech und Pfizer entwickelte Impfstoff bietet einen Schutz von 95 Prozent vor Covid-19, so ihre endgültige Analyse. Ähnlich wirksam soll der Impfstoff der Firma Moderna sein.

4. Was ist der Vorteil mehrerer Impfstoffe?

Derzeit werden fast 50 Impfstoffe geprüft. Ein solcher Wettkampf ist aus Sicht von Cichutek "gut". Denn: "Alle bringen Höchstleistungen."

Hinzu kommt, dass für den weltweiten Bedarf mehrere Impfhersteller nötig seien. Wahrscheinlich wird sich auch herausstellen, dass der eine oder andere Impfstoff bei bestimmten Bevölkerungsgruppen besonders gut wirkt.

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5. Wie werden Nebenwirkungen festgestellt und dokumentiert?

Auch etablierte Impfstoffe haben moderate Nebenwirkungen. Das können Schmerzen an der Impfstelle sein, vorübergehende Kopfschmerzen, Müdigkeit oder leichtes Fieber. Ist man darüber jedoch im Detail informiert, können Ärzte gut entscheiden, für wen welcher Impfstoff unbedenklich oder risikant ist. Eine zentrale Aufgabe des Prüf- und Zulassungsverfahrens ist es, mögliche Nebenwirklungen klar zu beschreiben.

Aber auch nach einer Zulassung wird ein neu eingesetzter Impfstoff weiter beobachtet und beforscht. Manchmal lassen sich sehr seltene Nebenwirkungen erst nach der Zulassung erfassen. Sehr selten heißt zum Beispiel ein Fall auf mehr als 10.000 Geimpfte. Für Deutschland erfasst das Paul-Ehrlich-Institut zentral alle Nebenwirkungen und Impfreaktionen - unabhängig vom Hersteller.

6. Wird es eine Corona-Impfpflicht geben, wie oft behauptet wird?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versicherte schon mehrfach, dass es keine Corona-Impfpflicht geben werde. Die Impfungen sollen freiwillig sein.

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