Mehrere tausend Menschen haben am Samstag in Düsseldorf gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie demonstriert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich nach Angaben der Polizei am Nachmittag zu einer Kundgebung am Johannes-Rau-Platz in der Nähe des nordrhein-westfälischen Landtages zusammen. Danach setzte sich der Zug mit den Demonstrierenden über mehr als fünf Kilometer durch den erweiterten Innenstadtbereich Düsseldorfs in Bewegung.
Die Polizei teilte mit, dass sich die Teilnehmenden an die per Lautsprecher-Durchsage verkündeten Regeln wie Masken- und Abstandspflicht gehalten hätten. Auf Bildern, die auf der Demo gemacht wurden, sind aber auch Demonstrierende ohne Masken zu sehen, die dicht an dicht stehen.
Polizei geht von etwa 6.000 Demonstrierenden aus
Die Veranstalter sprachen von rund 4.000 Teilnehmenden, die Polizei ging von einer höheren Zahl aus. Dem evangelischen Pressedienst sagte ein Polizeisprecher, die Behörde schätze, dass etwa 6.000 Personen an der Kundgebung teilgenommen hätten. Auf Spruchbändern und Plakaten waren Botschaften wie "Stoppt die Corona-Diktatur", "Gegen Ausgrenzung" oder "Vorsicht! Abo-Falle Impfung" zu lesen.
Die Stadt hatte zunächst aus Gründen des Infektionsschutzes einen Demonstrationszug durch die Innenstadt verboten und die Kundgebung auf einen Ort beschränkt. Dieses Verbot hatte das Düsseldorfer Verwaltungsgericht am Freitagabend allerdings aufgehoben. Die Stadt sei für ein solches Verbot nicht mehr zuständig, sondern die Polizei, befand das Gericht. Die Veranstaltung in Düsseldorf war bis 20.30 Uhr vorgesehen.
Extremismus-Experte: "Radikale, extreme Tendenzen"
Auch in Aachen gingen nach Angaben der Polizei rund 1.600 Menschen aus Protest gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße. Dort gab es bis zum frühen Abend ebenfalls keine besonderen Vorkommnisse. Bereits am Freitag waren mehr als 1.500 Menschen durch Bielefeld gezogen.
Nach Meinung des Extremismus-Experten Prof. Peter Neumann vom Londoner King's College zeigen diese Demos gegen die Corona-Maßnahmen, dass es sich um ein bundesweites Phänomen halte, dass sich nicht nur auf den Osten Deutschlands oder große Städte beschränke, wie Neumann in der "Aktuellen Stunde" sagte.
Zwar handele es sich bei den Teilnehmern der Demos nur um einen kleinen Teil der Bevölkerung. "Was uns Grund zur Sorgen geben muss, ist aber, dass es am Rand der Gesellschaft eine ziemlich signifikante Bewegung gibt, die sich von der Mehrheit der Gesellschaft abspaltet", so Neumann. "Und dass es innerhalb dieser Bewegung auch radikale, extreme Tendenzen gibt."
Seiner Meinung nach sei möglich, dass die Zahl der Teilnehmenden solcher Demos in den kommenden Monaten sinke, sich der harte Kern der Gegner der Corona-Maßnahmen aber weiter radikalisiere.
Demo gegen Querdenker in Minden
Gegen genau diesen harten Kern gingen am Samstag in Minden tausende Menschen auf die Straße. Sie zogen durch die Innenstadt, nicht um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrierten, sondern gegen sogenannte Querdenker. "Es war alles friedlich. Etwa 2.500 Personen haben teilgenommen", sagte ein Polizeisprecher. Die Menschen brachten ihren Unmut über Corona-Leugner, Impf-Skeptiker und Rechtsradikale zum Ausdruck.