Weihnachten feiern ohne die Ungeimpften?

Stand: 24.11.2021, 16:51 Uhr

In einem Monat ist Weihnachten: Wie werden wir im Kreis der Familie feiern können? Kommt es in NRW zu einem Lockdown? Die Corona-Daten sind alarmierend.

Vor einem Jahr war Deutschland ab dem 16. Dezember im Lockdown: Ladenschließungen, Kontaktbeschränkungen an Weihnachten, Versammlungsverbot an Silvester und Neujahr. Was passiert wohl in diesem Jahr? Wie wir die Adventszeit und die Feiertage verbringen? Sicher ist: Die vierte Corona-Welle ist ungebrochen. Die Stimmung ist angespannt.

"Was muss eigentlich noch passieren, damit ihr es kapiert?" Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kritisierte die freiwillig Ungeimpften scharf. "Es gibt immer noch diejenigen, die glauben, das Virus könne ihnen nichts anhaben. Diese Menschen würde ich am liebsten auf eine Intensivstation zerren", sagte er der "Rheinischen Post".

Laumann: "Lockdown für Ungeimpfte" in NRW

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bewertete am Mittwoch im WDR die neuen landesweiten 2G-Regeln denn auch als "Lockdown für Ungeimpfte". Ungeimpfte könnten jetzt nur noch zur Arbeit und einkaufen gehen, seien aber von sämtlichen Freizeitaktivitäten ausgeschlossen.

"Ich hoffe einfach, dass wir mit diesen Maßnahmen, die ja nun wirklich durchgreifend sind, die Dynamik in Nordrhein-Westfalen stoppen und dann werden wir die vierte Welle auch bewältigen können", sagte Laumann. Auf die Frage, ob ein Lockdown zu Weihnachten drohe, sagte er: "Ich hoffe, dass wir das in Nordrhein-Westfalen hinkriegen, dass wir nicht zu einem Lockdown der Geimpften kommen."

Schausteller erfüllen 2G-Regel

Gut finden die Schausteller die 2G-Regel auf den Weihnachtsmärkten nicht. "Vor gut 18 Tagen ging in Soest die Kirmes mit einer Miillion Besucher zu Ende", sagte Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, am Mittwoch dem WDR. "Heute hat Soest die niedrigste Inzidenz in NRW. Das beweist: Draußen ist es ungefährlich."

Trotzdem: "Als Schausteller sind wir gegen jegliche Ausgrenzung, aber wir erfüllen die neuen gesetzlichen Vorgaben, weil wir keine Coronaleugner sind", sagte Ritter. "Der gesellschaftliche Zusammenhalt wird nicht durch die 2G-Regel gefährdet, sondern durch die Impf- und Maskenverweigerer."

Jede dritte Weihnachtsfeier abgesagt

Schon bevor die neue Verordnung in Kraft getreten ist, sind in NRW bereits viele Weihnachtsfeiern wegen der steigenden Corona-Inzidenzen abgesagt worden. Bei einer Umfrage des Branchenverbandes Dehoga klagten 83,4 Prozent der Unternehmen aus dem Gastgewerbe über abgesagte Weihnachtsfeiern. Jede dritte Feier sei schon abgesagt worden.

Dazu gehört auch das Kölner Restaurant "Slavia" am Rhein. "Bei uns sind schon seit letzter Woche fast alle Weihnachtsfeiern storniert", sagte Inhaber Ali Ibrahim Shamdin am Mittwoch dem WDR. "Vor Corona hatten wir normalerweise etwa 30 Feiern mit jeweils zehn bis 20 Personen."

Das Ende der Einschränkungen müsse mit 2G erreicht sein, forderte die Dehoga NRW. "Es darf weder einen Lockdown geben noch die Wiedereinführung von Beschränkungen wie Mindestabstände oder 2Gplus beim Restaurantbesuch, was einen Quasi-Lockdown bedeuten würde."

Drohen verschärfte Proteste?

Derzeit mehren sich die Stimmen der Befürworter einer allgemeinen Impfpflicht. Was würde eine solche Pflicht mit unserem Zusammenleben machen? Andreas Zick, Konfliktforscher an der Uni Bielefeld, geht in diesem Fall von einer Verschärfung der Lage aus, wie er am Dienstagabend in der "Aktuellen Stunde" dem WDR sagte. Die Impfgegner haben sich nach seiner Einschätzung in den letzten beiden Jahren "hochgradig politisch ideologisiert". Bei einer Impfpflicht sei mit verschärften Protesten zu rechnen.

Was kann ich tun?

Professor Andreas Zick, Leiter des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld

Konfliktforscher Andreas Zick

Um Druck aus dem Kessel zu nehmen, rät Professor Zick: "Reden Sie mit Menschen, die skeptisch sind, in ihren Familien." Zudem müssten Corona-Maßnahmen positiv kommuniziert werden: "Das selbstständige Gehen in den Lockdown, das kann ein Freiheitsgewinn sein."

Solidarität sei ein zentrales Moment für den Zusammenhalt der Gesellschaft, so Zick. "Regeln einhalten kann ein Gewinn für andere sein."

"Es geht darum, Maßnahmen mitzumachen, um den Schutz für andere zu erhöhen." Konfliktforscher Andreas Zick

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