Mehr Impfungen zum Ende der kostenlosen Schnelltests?

Stand: 11.10.2021, 16:46 Uhr

Lange Warteschlange vor der Impfstelle in Düsseldorf und auch Köln meldet einen Anstieg der Impfungen. Möglicher Grund: das Ende der kostenlosen Corona-Schnelltests für Ungeimpfte.

Von Oliver Strunk

Wer ungeimpft ist und ins Kino möchte, zum Friseur oder ins Museum, der muss für den Schnelltest, den er vorlegen muss, seit Montag bis zu 20 Euro bezahlen. "Die Tests waren in der ganzen Corona-Strategie immer eine Brücke, schon Freiheiten zuzulassen, wo wir noch nicht alle impfen konnten", sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Montag dem WDR. Und jetzt könne jeder geimpft werden – am Sonntag waren das unter den Erwachsenen in Deutschland laut Robert Koch-Institut 75,8 Prozent, bei der Gesamtbevölkerung waren es 65,3 Prozent.

"Kostenlose" Tests kosteten etwa fünf Milliarden Euro

Richtig kostenlos waren diese Gratis-Tests bisher auch nicht. Denn für Corona-Tests hat der Bund bisher mehr als fünf Milliarden Euro ausgegeben. Das ergibt sich aus einer Aufstellung des Bundesamtes für Soziale Sicherung. Danach wurden für die Tests seit Ausbruch der Pandemie Anfang 2020 bis zum 15. September dieses Jahres insgesamt knapp 5,3 Milliarden Euro aufgewendet.

Warteschlange vor Impfstelle am Freitag

Das Ende der sogenannten Gratis-Tests ist möglicherweise ein Grund dafür, warum sich noch am Freitag vor der stationären Impfstelle der Stadt Düsseldorf am Hauptbahnhof eine längere Warteschlange gebildet hat. Nach Angaben der Stadt haben sich am Freitag an beiden stationären Impfstellen 450 Menschen impfen lassen, der Durchschnitt in der vergangenen Woche lag bei 350.

Die mobilen Impfteams sind ebenfalls gut beschäftigt, in Düsseldorf wurden am Sonntag 140 Menschen geimpft und zum Beispiel in Gelsenkirchen alleine am Freitag 143 Menschen von insgesamt etwa 500 seit dem 1. Oktober.

Auch die Stadt Köln verimpfte am Freitag in der letzten verbliebenen stationären Impfstelle im Gesundheitsamt mit 260 Impfdosen etwas mehr als im Wochendurchschnitt. "In der gesamten Woche waren es im Schnitt täglich etwas unter 250", so die Stadt am Montag. "Zu Beginn, Anfang September, wurden täglich 80 bis 100 vorgenommen, es ist also ein Anstieg zu verzeichnen." Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt auch noch die städtischen Impfzentren geöffnet.

Ende der Gratis-Tests nicht nur in Deutschland

Nicht nur in Deutschland laufen die Gratis-Tests aus, in Frankreich werden die Gratis-Tests am 15. Oktober beendet. Dort hatte die Ankündigung dafür im August bereits die Impfquote weiter steigen lassen.

Auch in den Niederlanden und in Italien müssen die Bürger jetzt für die Schnelltests zahlen – die Impfquote ist dabei nicht nennenswert gestiegen.

Mehr Druck, mehr Widerstand

Eine aktuelle Studie der Uni Hamburg im Rahmen der regelmäßigen Befragung "European Covid Survey" hat ergeben: Wer zurzeit noch nicht geimpft ist, zeigt sich unbeeindruckt von aktuellen Maßnahmen wie 2G oder kostenpflichtigen Tests.

Nur maximal vier Prozent der Ungeimpften erwägen laut Umfrage dadurch eine Impfung. Bei rund 30 Prozent führe dies sogar zu einer Gegenreaktion: Sie geben an, dass eine Impfung noch unwahrscheinlicher würde.

Zu hoher Druck ist einer der Hauptgründe für Menschen, sich nicht impfen zu lassen. Von den noch Ungeimpften geben 12 Prozent an, dass sie impfbereit seien, weitere 22 Prozent wissen es noch nicht.

Kritiker befürchten mehr Infektionen und höhere Preise

Kritik am Ende der kostenlosen Schnelltests kommt nicht nur von Susanne Johna, der Vorsitzenden der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Sie befürchtet, dass es so zu mehr Infektionen kommt.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, befürchtet einen starken Anstieg der Kosten für Tests.

Vorteile für "wohlhabende Impfskeptiker"?

Auch der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, sieht die Abschaffung der kostenlosen Corona-Tests kritisch. "Wohlhabende Impfskeptiker" hätten dann Vorteile, denn die könnten sich die kostenpflichtigen Tests weiter leisten und weiter am öffentlichen Leben teilnehmen.

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