Öffnung für Besucher stellt Altenheime vor große Herausforderungen

Stand: 08.05.2020, 20:23 Uhr

  • Besuche in Altenheimen in NRW ab Samstag erlaubt
  • Einrichtungen müssen Hygienekonzepte für Besucher umsetzen
  • Pflegeverbände kritisieren "übereilte" Entscheidung

Von Ingo Neumayer

Am Mittwoch (06.05.2020) gab es für Margitte Lücke aus Siegen eine der schönsten Nachrichten seit Langem: Die Alten- und Pflegeheime würden wieder geöffnet, verkündete Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Fernsehen. "Ich war so glücklich, das können Sie sich nicht vorstellen", sagt die 82-Jährige. Denn Margitta Lücke hat ihren Mann seit Mitte März nicht gesehen.

Er ist in Dauerpflege in einem Siegener Heim, und Besuche sind dort seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie nicht gestattet. Nicht einmal Telefonate sind möglich. "Mein Mann kriegt das nicht mehr hin", sagt sie.

Erst Freude, dann Ernüchterung

Um so größer war Lückes Freude, als NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) verkündete: Schon am Sonntag seien in NRW wieder Besuche in den Heimen möglich. Mittlerweile hat das Ministerium die offizielle Öffnung der Pflegeheime für Besucher sogar auf Samstag (09.05.2020) vorgezogen. Das ermögliche den Heimen, "Besucherströme am Muttertagswochenende besser zu steuern" und könne für eine Entlastung sorgen, sagte eine Ministeriumssprecher dem WDR am Freitag (08.05.2020).

Doch ob Samstag oder Sonntag - nach einem Anruf in dem Heim, in dem ihr Mann lebt, kam für Margitta Lücke die Ernüchterung: Es gebe noch kein grünes Licht, das Heim bleibe am Sonntag geschlossen, hieß es dort.

Hygienekonzepte für Besucher schwer umzusetzen

So wie Margitta Lücke geht es derzeit vielen Menschen. Auch in Kölns größtem Seniorenheim, den Riehler Heimstätten, wurden Angehörige, die ihre Lieben besuchen wollten, zunächst enttäuscht. Wegen der Größe der Einrichtung gab es Bedenken, ob ausreichender Schutz vor Ansteckungen gewährleistet werden könne.

Zahlreiche Einrichtungen in NRW dämpfen die Erwartungen auf ein problemloses Wiedersehen mit pflegebedürftigen Angehörigen. "Viele Heime können in der Kürze der Zeit gar keine entsprechenden Hygienekonzepte umsetzen", sagte Christian Woltering, Geschäftsführer beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Nordrhein-Westfalen.

Pflegeverband: Gesundheitsminister hat übereilt entschieden

Mit seiner Ankündigung habe Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann den Eindruck erweckt, man kehre zu einer Normalität wie vor dem Ausbruch der Pandemie zurück. "Damit hat der Minister Hoffnungen geweckt, die vielerorts nicht umsetzbar sind", sagte Woltering. Die Landesregierung habe ohne Abstimmung mit den Einrichtungen und übereilt entschieden, kritisierte der Wohlfahrtsverband. Er plädierte dafür, die Isolation der Bewohner nur schrittweise aufzuheben.

Kölner Heim: Besuche nur im Freien möglich

In den Riehler Heimstätten in Köln gibt es inzwischen neue Vorgaben: Besuche am Muttertag sind nun doch gestattet. Allerdings nur nach vorheriger Absprache, und auch nur im Freien.

Und auch für Margitte Lücke gibt es wieder Hoffnung. Das Pflegeheim, in dem ihr Mann liegt, wird nach WDR-Informationen nun doch am Sonntag für Besucher öffnen. Derzeit würden spezielle Besucherzonen eingerichtet, hieß es auf Nachfrage.

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