Prozess in Duisburg: Messerangriff im Fitnessstudio
Aktuelle Stunde. 20.11.2023. Verfügbar bis 20.11.2025. WDR. Von Jessika Westen.
Duisburger Terrorprozess - Opfer aus Fitnessstudio sagt aus
Stand: 20.11.2023, 20:04 Uhr
Im Terrorprozess gegen den mutmaßlichen IS-Anhänger Maan D., der vor Gericht gestanden hat, im April in Duisburg einen Mann getötet und vier weitere schwer verletzt zu haben, sagt heute eines der Opfer aus dem Fitnessstudio aus.
Von Zübeyde Sürgit
Am 18. April veränderte sich das Leben des Lehramtsstudenten Yasin Güler fundamental. Seitdem er dem mutmaßlichen Mörder und IS-Anhänger im Fitnessstudio John Reed in der Duisburger Innenstadt zum Opfer fiel, dreht sich im Leben des 21-Jährigen alles nur noch um die Gesundheit - ums Überleben.
Yasin Güler kämpft mit den schweren Folgen des Angriffs.
Viele Wochen schwebte er in Lebensgefahr, musste zehn Mal operiert werden. Er muss weiterhin zur Dialyse und ist auf die Pflege seiner Mutter angewiesen, die ihren Job dafür aufgegeben hat.
Er wollte nur helfen
Der Angriff auf Yasin Güler und drei weitere Geschädigte ereignete sich im und vor dem Umkleide- und Duschbereich des Studios.
Yasin Güler, wollte auf dem Nachhauseweg noch schnell eine Trainingseinheit einlegen, wie fast täglich. Der Oberhausener kam von der Uni aus Bochum, das Fitnessstudio John Reed in Duisburg lag auf seinem Weg.
Zur selben Zeit verschaffte sich Maan D., unter dem Vorwand ein Probetraining absolvieren zu wollen, Zugang zum Gebäude. In der Umkleidekabine begann er die Tat. Er war gerade dabei einen Geschädigten im Duschbereich zu attackieren, als Yasin Güler dessen Hilfeschreie hörte und helfen wollte.
Ungewisse Zukunft
Yasin Güler kann sich nur an einen Stich mit dem Messer in die rechte Seite erinnern. Doch die Verletzungen waren so stark, dass er immer noch einen künstlichen Darmausgang und drei Mal die Woche zur Dialyse muss. Dennoch wirkt der 21-Jährige vor Gericht stark und fokussiert. Er sieht hoffnungsvoll in die Zukunft, auch wenn nicht klar ist, ob er je wieder ein "normales Leben" führen können wird.
Die schlimmste Zeit scheint der Lehramtsstudent hinter sich zu haben. Zweieinhalb Monate verbrachte er auf der Intensivstation der Uniklinik Düsseldorf. Seine Mutter schlief jede Nacht auf einem Stuhl an seinem Bett. Eine Ärztin, die ihn seitdem begleitet sagt vor Gericht: "Ich habe noch nie einen so schlimmen Fall von Trauma und posttraumatischer Belastung erlebt. Er hatte Todesangst, als er auf der Intensivstation lag." Zehn Operationen, Bluttransfusionen und Medikamente später kämpft sich der 21-Jährige zurück ins Leben.
Der angehende Lehrer
Es gab eine Phase, da wusste Yasin Güler nicht einmal, ob er je seine Stimme zurückgewinnen würde. Heute spricht er mit fester Stimme und klarem Verstand. Der Student kann noch nicht zurück zur Uni. Sein selbstbewusstes Auftreten und seine klaren Äußerungen vor Gericht lassen aber darauf darauf hoffen, dass er sein Studium wieder aufnehmen kann und danach einen qualifizierten Lehrer abgeben wird.