Carsten Weiser hat derzeit kaum eine ruhige Minute bei der Arbeit. In seiner Praxis in Aachen muss der Kinderarzt sehr viel mehr kleine Patienten behandeln als noch vor ein paar Monaten. "So ziemlich alle Kinderarztpraxen sind derzeit überlaufen, nicht nur meine. Da haben wir das gleiche Problem wie die Hausarztpraxen, dass wir im Augenblick wieder am Limit arbeiten", sagt Weiser.
Kinderarzt Carsten Weiser aus Aachen
Um bis zu 20 Prozent, schätzt er, hat die Zahl seiner Patienten zugenommen. Eine erhebliche Belastung für ihn und seine Mitarbeiterinnen. Kinder werden vor allem wegen Atemwegserkrankungen zu ihm gebracht. Nur wenige von ihnen haben Corona.
Erkrankungen dauern lange
"Was wir oft sehen, ist, dass Patienten wiederholt kommen, weil diese Atemwegserkrankungen momentan sehr hartnäckig sind", sagt der Kinderarzt. "Die Patienten haben nicht eine Woche eine Erkältung und dann geht es ihnen wieder gut, sondern wir haben viele Patienten, bei denen es sehr viel länger dauert.“ Eine solcher Fall ist die zweieinhalbjährige Malu.
Eine der vielen Kinderarztpraxen, die zur Zeit überlaufen sind
Ihre Mutter Verena Huppertz macht sich Sorgen um ihre kleine Tochter: "Wir sind heute hier, weil die Malu schon seit vier Wochen Husten hat und dann auch noch Schnupfen." Aber Carsten Weiser kann sie beruhigen. Das sei zur Zeit bei Kindern nicht ungewöhnlich. Oft gebe es jetzt regelrechte Infektionsketten - das heißt, viele Menschen infizieren sich, erholen sich ein wenig und infizieren sich gleich danach mit dem nächsten Virus, sagt der Kinderarzt. So könnten sich die Erkrankungsphasen lange hinziehen.
Videosprechstunden sollen entlasten
Angesichts steigender Zahlen bei den Atemwegserkrankungen bietet die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein daher wieder eine Videosprechstunde für den kinderärztlichen Notdienst im Rheinland an. Das Angebot soll in den kommenden Wochen die Praxen der Kinderärzte sowie die ambulanten Notdienstpraxen in der Region entlasten.
Warum nehmen Atemwegserkrankungen so stark zu? Carsten Weiser geht davon aus, dass wir es immer noch mit "Nachholeffekten" zu tun haben - nach den Lockdowns und der Schließung von Schulen und Kindergärten während der Corona-Pandemie.
Der Kinderarzt glaubt, dass die derzeitige Erkältungswelle bei Kindern saisonal bleiben wird. Im Frühjahr würden die Infektionen sicher wieder auf ein normales Niveau zurückgehen, so Weiser. Und die Zahl der kleinen Patienten wie Malu damit deutlich abnehmen.
Kinderärzt:innen schlagen Alarm: Versorgungsnotstand droht
Lokalzeit aus Aachen. 18.10.2023. Verfügbar bis 18.10.2025. WDR. Von Donata Jertz.
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