Priesterin der Church of England

12. März 1994 - Erste Priesterinnen der Church of England geweiht

Stand: 12.03.2019, 00:00 Uhr

Auf religiöser Ebene hat der Brexit eine lange Tradition. Denn bereits im 16. Jahrhundert spaltet sich die in römischen Zeiten gegründete "Church of England" vom katholischen Festland ab. Schuld daran sind Clemens VII. und Inselkönig Heinrich VIII., der wieder heiraten will.

Als der Papst die aktuelle Ehe des Herrschers nicht annullieren will, erklären die englischen Bischöfe Heinrich auf seinen eigenen Wunsch hin zum neuen Oberhaupt. Damit wird die Abspaltung der späteren Anglikanischen Gemeinschaft von der Mutterkirche vollzogen, was sich das abspaltungsfreudige und auf Autonomie gepolte England eigentlich schon seit dem Mittelalter wünscht.

Erste Priesterinnen in der Anglikanischen Kirche (am 12.03.1994)

WDR 2 Stichtag 12.03.2019 04:15 Min. Verfügbar bis 09.03.2029 WDR 2


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Immer wieder Kontroversen

Anders als in der katholischen Kirche werden Messen in der Anglikanischen Gemeinschaft schon früh in der Landessprache abgehalten, Neuverheiratungen sind auch nach einer Scheidung möglich. Ansonsten gibt es über viele Fragen immer wieder Kontroversen.

Eine davon ist die Zulassung von Frauen zu den Weihen. 1944 wird Florence Li Tim-Oi in Hongkong erste Priesterin, verzichtet aber schon bald aus Angst vor dem Erzbischof von Canterbury auf die Amtsausübung. In den 1970er Jahren kommt die Frauenordination in den USA, Kanada und Neuseeland an.

Gegner sehen Gotteslästerung

Für die konservativen Briten ist ein solcher Schritt schlichtweg "unbelievable". Als die Generalsynode der Church of England 1992 den Entschluss fasst, Frauen das Priesteramt zu eröffnen, können die Gegner das kaum fassen.

"Die Frauen verkleiden sich als Männer", moniert zum Beispiel ein Father Francis Brown. "Das ist ein gotteslästerlicher Skandal". Und die britische Politikerin Ann Widdecombe merkt an, dies käme ihr vor, als "wolle ein Mann versuchen, die Jungfrau Maria darzustellen".

"Ein sehr besonderer Moment"

Libby Lane ist erste Bischöfin in der Anglikanischen Kirche

Alles Beten gegen den "neuen Orden von Transvestiten" (Francis Brown) hilft nichts: Am 12. März 1994 werden in der Kathedrale von Bristol 32 Frauen zu Priesterinnen der Church of England geweiht. Da die Ordination in alphabetischer Reihenfolge erfolgt, ist Angela Berners-Wilson die erste. "Alle fielen sich in die Arme, ein Menschenknäuel wie bei einem Rugby-Spiel", wird sie sich später erinnern. "Ein sehr besonderer Moment."

Heute sind rund ein Drittel des bezahlten Klerus Frauen. Und obwohl die Generalsynode in York 2006 mehrheitlich entscheidet, Frauen künftig auch zum Bischofsamt zuzulassen, bekleiden sie eher Positionen von geringerem Status. Bis zur ersten Bischöfin Libby Lane vergehen so noch einmal neun Jahre.

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