Karl-Heinz-Schnellinger (li.) und Tarcisio Burgnich nach WM-Halbfinale 1970

31. März 1939 - Fußball-Nationalspieler Karl-Heinz Schnellinger geboren

Stand: 31.03.2019, 00:00 Uhr

Meist sind es treffsichere Stürmer, geniale Spielmacher oder unüberwindliche Torhüter, die Fußballgeschichte schreiben. Abwehrstrategen dagegen bleiben selten über Jahrzehnte in Erinnerung. Anders bei dem am 31. März 1939 in Düren geborenen Karl-Heinz Schnellinger.

Der blonde Rheinländer zählt in den 1960er-Jahren konstant zu den weltbesten Verteidigern. In Italiens Topliga, der Serie A, wird er zum Inbegriff für deutsche Zuverlässigkeit. Als Nationalspieler im DFB-Dress schießt Schnellinger zwar nur ein Tor, aber dieser Treffer ermöglicht 1970 ein legendäres "Jahrhundertspiel".

Karl-Heinz Schnellinger, Fußballer (Geburtstag 31.03.1939)

WDR 2 Stichtag 31.03.2019 04:13 Min. Verfügbar bis 28.03.2029 WDR 2


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Zehn Jahre Weltklasse in Mailand

Mit 19 Jahren wechselt Schnellinger von der SG Düren 99 zum großen 1. FC Köln und erobert sofort seinen Stammplatz als linker Verteidiger. Das Monatsgehalt beträgt nur 420 Mark; hauptberuflich arbeitet er als Vertreter für Geschenk- und Werbeartikel. 1962 gewinnt der 23-Jährige mit den "Geißböcken" die deutsche Meisterschaft und wird zum "Fußballer des Jahres" gewählt.

Karl-Heinz Schnellinger (l.) und Franz Beckenbauer reichen sich nach Europapokal der Pokalsieger Bayern München - AC Mailand 1968 die Hand

Schnellinger und Beckenbauer bei Europapokal-Halbfinale 1968

Vor Einführung der Bundesliga erhält Karl-Heinz Schnellinger 1963 als einer der ersten Deutschen ein Spitzenangebot aus Italien. Für 350.000 Mark Handgeld wechselt er in die Serie A und holt 1964 mit dem AS Rom die Coppa Italia. Nach Finanzquerelen mit den Römern greift der AC Mailand zu und verpflichtet den blonden Deutschen, an dem keiner vorbeikommt.

In der Weltklasse-Mannschaft überzeugt Schnellinger durch Lauf- und Kopfballstärke, Übersicht und Zweikampfhärte; die Milan-Fans taufen ihn begeistert "Volkswagen". Von 1965 bis 1974 sammelt Schnellinger mit dem AC alle bedeutenden nationalen und internationalen Titel.

Um die fünfte WM gebracht

Für die deutsche Nationalmannschaft wird der "Legionär" selten freigestellt. Er ist bei vier WM-Turnieren bis 1970 in der Abwehr unverzichtbar, insgesamt aber kommt er nur auf 47 Einsätze.

Unvergessen bleibt Schnellingers Tor im WM-Halbfinale in Mexiko, ausgerechnet gegen Italien: In der 90. Minute erzielt er das 1:1 - und erzwingt die dramatische Verlängerung, die das Match trotz 3:4-Niederlage zum "Jahrhundertspiel" macht.

Nach einer düsteren Saison bei Bundesliga-Aufsteiger Tennis Borussia Berlin macht Schnellinger 1975 Schluss. Er kehrt in seine Wahlheimat Italien zurück, wo er nun seinen 80. Geburtstag erlebt.

Dass Bundestrainer Helmut Schön ihn damals für die WM 1974 nicht nominierte, hat den Weltklasse-Verteidiger lange gewurmt: "Ich wurde um meine fünfte WM gebracht", sagt er noch 2015 im Fachblatt "Kicker".

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