Kaiser Hirohito, Japan (undatierte Aufnahme)

1. Januar 1946 - Kaiser Hirohito erklärt, kein Gott zu sein

Stand: 01.01.2021, 00:00 Uhr

"Der Kaiser ist keineswegs göttlich, das japanische Volk ist über die anderen Völker nicht erhaben", erklärt Japans Kaiser Hirohito am 1. Januar 1946. "Es ist eine eitle Lehre, dass Japan berufen sei, die Welt zu beherrschen."

Die Erklärung erfolgt auf den Druck der US-Amerikaner. Sie haben zuvor den Zweiten Weltkrieg in Ostasien beendet, indem sie Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen und Japan so zur Kapitulation gezwungen haben.

"Himmlischer Herrscher"

Kaiser Hirohito ist der 124. Tenno ("Himmlischer Herrscher"). Nach der Vorstellung der damals geltenden Staats-Religion, des "Staats-Shinto", sind Japan das Götterland und die Japaner das auserwählte Volk, um in ganz Asien zu herrschen.

Der Tenno steht als Himmelssohn über allem. Als Hirohito 1926 seinem Vater auf den Thron folgt, ist er höchster Shinto-Priester, Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

An der Seite von Hitler und Mussolini

In den 1930er Jahren erobert Japan ganz Nordchina. In Nanking töten die kaiserlichen Truppen binnen sieben Wochen bis zu 300.000 Einwohner. Ab 1940 kämpfen die kaiserlichen Truppen an der Seite von Hitler-Deutschland und Mussolini-Italien.

Kaiser Hirohito erklärt, kein Gott zu sein (am 01.01.1946)

WDR 2 Stichtag 01.01.2021 04:12 Min. Verfügbar bis 30.12.2030 WDR 2


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Zu Hirohitos Imperium gehören neben großen Teilen Chinas auch Korea und die Philippinen. Selbst Australien bedrohen die Japaner. Als US-Präsident Franklin D. Roosevelt ihnen den Ölhahn zudreht und ihren Rückzug verlangt, stimmt der Kaiser 1941 dem japanischen Angriff auf die US-Flotte in Pearl Harbor zu.

In Bedrängnis

Im folgenden Pazifikkrieg gerät Japan in Bedrängnis und stellt Kamikaze-Einheiten auf: Junge Piloten stürzen sich für ihren Kaiser mit fliegenden Bomben auf US-Schiffe. Erst nach den US-Atombombenabwürfen hören die Japaner am 15. August 1945 erstmals die Stimme ihres Kaisers im Radio.

"Der Krieg dauert nun schon vier Jahre", sagt Hirohito. "Obgleich alle taten, was sie konnten, hat sich der Krieg nicht notwendig zu Japans Vorteil entwickelt." Sieben führende japanische Militärs und Politiker werden später in den Tokioter Prozessen zum Tode verurteilt und gehängt.

Nur noch "Symbol"

Hirohito darf auf dem Thron bleiben, verliert aber seine politische Macht. Die neue japanische Verfassung nennt ihn nur noch "Symbol des Staates". Sein Land wird von den US-Amerikanern zum Bollwerk gegen den chinesischen und sowjetischen Kommunismus in Asien ausgebaut.

62 Jahr lang sitzt Hirohito auf dem Thron, länger als jeder seiner Vorgänger. 1989 stirbt er mit 87 Jahren an Krebs.

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