Bewegungstherapie in warmem Wasser für Rheumapatienten

9. Dezember 1970 - "Deutsche Rheuma-Liga" wird gegründet

Stand: 09.12.2020, 00:00 Uhr

Die Finger morgens so steif, dass man kaum den Wasserhahn aufdrehen kann. Rückenschmerzen, die nicht mehr aufhören wollen. Schwierigkeiten beim Aufstehen und Loslaufen, wenn man lange gesessen hat. Rheuma hat viele Gesichter.

Betroffen sind nicht nur ältere Menschen, selbst Kinder und Jugendliche können Gelenkschmerzen bekommen. Mehr als 100 Krankheitsbilder werden unter dem Begriff Rheuma zusammengefasst. Bundesweit leiden rund 1,5 Millionen Erwachsene an solchen Erkrankungen. Hinzu kommen etwa 20.000 rheumakranke Kinder.

Gründung der Deutschen Rheuma-Liga (am 09.12.1970)

WDR 2 Stichtag 09.12.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 07.12.2030 WDR 2


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Entzündungen im ganzen Körper

Rheuma ist eine Entzündungsreaktion des ganzen Körpers - eine sogenannte Autoimmunkrankheit. Die Entzündung komme durch eine Fehlsteuerung der Immunzellen zustande, sagt Professor Stefan Schewe. "Die Immunzellen reagieren auf Eiweißprodukte des eigenen Körpers, die werden plötzlich als fremd angesehen."

Das kann beispielsweise eigenes Gewebe sein - bei Knieschmerzen ist das die Innenhaut des Kniegelenks. Sie wird vom Immunsystem als vermeintlicher Eindringling bekämpft.

Aber nicht nur Gelenke sind entzündet, sondern auch innere Organe. "Daher kommt auch die starke Müdigkeit der Patienten", sagt der Rheumatologe Schewe. ”Weil ständig Immunprozesse ablaufen im Körper."

Nachbarländer als Vorbild

Als am 9. Dezember 1970 Ärzte in Frankfurt am Main die Deutsche Rheuma-Liga gründen, ist die Lage für Rheumakranke desolat: Es gibt kaum Rheumatologen und nur wenige Medikamente und Therapien. Zudem hinkt die Bundesrepublik hinterher: In der Schweiz gibt es bereits seit 1958 eine Rheuma-Liga.

Auch in Ländern wie Holland, Dänemark und Norwegen ist die Versorgung chronisch Kranker schon besser ausgebaut: Krankengymnasten kommen nach Hause, aber auch Nachbarschaftsnetzwerke unterstützen die Patienten im Alltag. Diese Modelle sind Vorbilder für die Deutsche Rheuma-Liga.

Bewegung ist die beste Medizin

Heute gibt es in fast jeder größeren deutschen Stadt Selbsthilfegruppen. Die Rheuma-Liga veranstaltet Infoabende und betreibt ein kostenfreies Servicetelefon. Obwohl es mittlerweile eine Reihe von Medikamenten gibt, gilt weiterhin: Trotz der Schmerzen sollen Rheumatiker sich vor allem bewegen.

Die Rheuma-Liga ruft deshalb von Anfang an Bewegungsgruppen ins Leben. Daraus ist das sogenannte Funktionstraining geworden - als Trockengymnastik oder auch im Therapiebad bei mindestens 30 Grad warmem Wasser. Der Verein mit Sitz in Bonn macht auch Druck auf die Politik - zum Beispiel, wenn Hilfen für chronisch Kranke gestrichen werden sollen.

Programmtipps:

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Dezember 2020 ebenfalls an die Gründung der "Deutschen Rheuma-Liga". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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