Außenansicht des Nationalen Cyber-Abwehrzentrums mit Schild im Vordergrund.

16. Juni 2011 - Nationales Cyber-Abwehrzentrum eröffnet

Stand: 16.06.2016, 00:00 Uhr

Die Welt hat sich verändert. Die Bedrohung für Staat, Wirtschaft und Infrastruktur geht nicht mehr allein von außen aus. Sie kommt auch von innen, unsichtbar, aus dem Netz. Davon ist Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) überzeugt. Deshalb ruft er ein Nationales Cyber-Abwehrzentrum (NCAZ) ins Leben, das dieser Bedrohung Herr werden soll.

"Deutschland wappnet sich gegen die zunehmenden Angriffe aus dem Internet", sagt Friedrich bei der offiziellen Eröffnung am 16. Juni 2011 in Bonn, wo es bis heute seinen Sitz hat. "Ein Cyber-Abwehrzentrum soll die Arbeit mehrerer Bundesbehörden gegen die Attacken koordinieren."

Zehn Mitarbeiter

"Nationales Cyber-Abwehrzentrum" – das klingt nach hypermodernem Bürogebäude und einem Heer von IT-Sicherheitsprofis im James-Bond-Format, die unermüdlich gegen böse Hacker kämpfen. Tatsächlich bezieht das NCAZ Räumlichkeiten im trostlosen Zweckbau des Bundesministeriums für Sicherheit und Informationstechnik (BSI). Gerade einmal zehn Mitarbeiter ist die Abteilung groß. Sie werden vom BSI gestellt, aber auch vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und dem Verfassungsschutz. Je nach Bedarf kommen noch Experten der Bundeswehr hinzu.

Dabei geht es keineswegs darum, Angriffe aus dem Netz abzuwehren. Tatsächlich dient das NCAZ vor allem dazu herauszufinden, wo solche Angriffe etwa von ausländischen Geheimdiensten überhaupt stattfinden, und diese Informationen dann gezielt an die entsprechenden Behörden und Institutionen weiterzuleiten: eine Art Frühwarnsystem also, zum Beispiel für kritische Infrastrukturen wie Wasser- und Stromversorger, aber auch zum Schutz vor Wirtschaftsspionage und die Regierungsarbeit. In einer Welt mit rund 430 Millionen Schadsoftwareprogrammen eine wichtige Aufgabe.

Unklare Strukturen

Kritik lässt nicht lange auf sich warten. Unterbesetzt sei das NCAZ, heißt es da unter anderem, ineffektiv würde dort gearbeitet. Ein Bericht des Bundesrechnungshofs von 2014 kritisiert zudem Intransparenz und unklare Strukturen. Das habe man sehr ernst genommen, sagt BSI-Präsident Arne Schönborn heute: "Denken Sie beispielsweise daran, dass wir verschiedene Arbeitskreise gegründet haben, dass die Art der Kommunikation eine andere geworden ist."

Trotzdem ist die Bundeswehr momentan dabei, ein eigenes Cyber-Abwehrzentrum aufzubauen. Und die Ausbeute des NCAZ klingt auch ein wenig mager, zumindest bei einem ersten Blick auf die ackten Zahlen: 35 aufgeklärte Fälle in fünf Jahren.

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