Sarkophag der Kaiserin Theophanu

15. Juni 991 - Kaiserin Theophanu stirbt in Nimwegen

Stand: 15.06.2016, 00:00 Uhr

Wie im Leben kommt Theophanu auch nach ihrem Tod vor 1.025 Jahren lange nicht zur Ruhe. Mindestens vier Mal werden ihre Gebeine in St. Pantaleon zu Köln umgebettet. Erst 1965 findet die Kaiserin des Heiligen Römischen Reichs im Westwerk der Basilika ihre letzte Grablege. In einem neu geschaffenen Marmorsarkophag ruht Theophanu nun dort, wo sie es selbst bestimmt hatte.

Nur wenige Chroniken geben Auskunft über die um das Jahr 960 geborene Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes. Doch bei aller Lückenhaftigkeit vermitteln die Quellen das Bild einer für ihre Zeit außergewöhnlichen Kosmopolitin. "Offenbar war sie eine große, mächtige und verantwortungsbewusst handelnde Regentin", urteilt die Kölner Kunsthistorikerin Heike Rentrop über Theophanu.

Kaiserin von unstandesgemäßer Geburt

Otto der Große, der bedeutendste europäische Herrscher seit Karl dem Großen, gerät durch Eroberungen in Süditalien in Konflikt mit dem griechisch-byzantinischen Reich. Sein 955 geborener Sohn und Mitkaiser Otto II. soll daher als diplomatisches Faustpfand eine Kaisertochter aus Konstantinopel heiraten. Die dunkeläugige Theophanu, die Otto II. schließlich bekommt, ist zwar im kaiserlichen Palast aufgewachsen, aber nicht von "purpurner Geburt". Um des Friedens willen kommt die unstandesgemäße Ehe trotzdem zustande und wird am 14. April 972 vom Papst in Rom geschlossen.

In der prächtigen Hochzeitsurkunde, die heute im Staatsarchiv in Wolfenbüttel liegt, erhebt Otto seine Ehefrau zur Mitkaiserin. Damit steigt Theophanu, (griech. "Gotteserscheinung"),  zur mächtigsten und reichsten Frau des Heiligen Römischen Reichs auf. 13 Monate nach der Hochzeit stirbt Kaiser Otto der Große nach 37 Jahren Herrschaft und der 18-jährige Otto II. tritt mit Theophanu seine Nachfolge an. In schneller Folge bringt sie fünf Kinder zur Welt, als drittes im Jahr 980 bei Kleve einen Jungen. Während der Erbe Otto III. 983 in Aachen zum römisch-deutschen König gesalbt wird, erkrankt in Rom sein Vater plötzlich schwer. Mit 28 Jahren stirbt Otto II. im Dezember 983 wahrscheinlich an einer falsch behandelten Malaria.

Sieben Jahre Alleinherrscherin

Die an den Prunk des Palastes von Konstantinopel und die Pracht einer Hagia Sophia gewöhnte Theophanu kommt an Ottos Seite in eine völlig fremde, raue Welt. Die römischen Kaiser kennen noch keine Residenz, als Reisekaiser ziehen sie von Pfalz zu Pfalz, sprechen hier Recht, sorgen dort für Ordnung oder führen Kriege. Als Vormund ihres unmündigen Sohnes übernimmt nun Theophanu die Regentschaft. Sieben Jahre lang ist die Kaiserin ständig diesseits und jenseits der Alpen unterwegs, fällt politische Entscheidungen und verteidigt die Reichsgrenzen. Theophanus Unterschrift auf einer Urkunde in Ravenna belegt ihre unumschränkte Autorität: "Theophanius gratia divina imperator augustus" (Theophanius, durch göttliche Gnade erhabener Kaiser).

Um 976 besucht Theophanu zum ersten Mal Köln, mit 4.000 Einwohnern die größte Metropole nördlich der Alpen. Mit byzantinischen Künstlern und Goldschmieden im Gefolge wählt sie die Stadt zu ihrem Witwensitz. Sie vermacht der Abteikirche St. Pantaleon die Reliquien des namensgebenden griechischen Heiligen und bestimmt die Basilika zu ihrer Grabstätte. Im Juni 991 weilt die Kaiserin in ihrer Pfalz in Nimwegen, als sie wie schon ihr Mann plötzlich auf den Tod erkrankt. Am 15. Juni 991 stirbt Theophanu mit nur 31 Jahren.  Dank ihrer herausragenden Regierung in schwierigen Zeiten hinterlässt sie Otto III. ein klug verwaltetes Reich und ein dynastisch unstrittiges Erbe.

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