Mordprozess Dreis-Tiefenbach
Lokalzeit Südwestfalen. 07.08.2024. 03:05 Min.. Verfügbar bis 07.08.2026. WDR. Von Franz Altrogge.
Lebenslange Haft für 24-Jährigen nach Mord an Frau aus Dreis-Tiefenbach
Stand: 07.08.2024, 14:00 Uhr
Das Landgericht Siegen hat den Mann am Mittwoch zu einer lebenslangen Haftstrafe für den Mord an seiner Ex-Freundin verurteilt.
Von Gaby Rosenkranz
Die Schwurgerichtskammer des Landgerichtes Siegen hat einen 24-jährigen Syrer zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Die Richter sind davon überzeugt, dass der junge Mann seine Ex-Lebensgefährtin im vergangenen August mit mehr als 30 Messerstichen getötet hat. Er selbst bestreitet die Tat bis heute, vor Gericht hat er sich nicht geäußert.
Mord aus Heimtücke
Ein Mord aus Heimtücke, so werten die Richter die Tat, weil er der 23-Jährigen das Messer von hinten mehrfach in den Hals stieße. Ein Motiv für die Tat zu benennen sei schwierig, so das Gericht weiter. Streit war bei dem ehemaligen Paar an der Tagesordnung, dabei sei es häufig um sexuelle Dinge gegangen.
Die Richter stützten sich bei ihrem Urteil weitgehend auf die Aussagen eines Zeugen, der bei der Tat dabei war. Aber auch auf Zeugenaussagen, denen der Verurteilte gesagt hatte, dass er seine Frau getötet habe. Und auf das, was die vierjährige Tochter, die alles mitbekommen hat, später ihrer Großmutter erzählte: "Der Papa hat die Mama tot gemacht."
Tat nahe der niederländischen Grenze
Die Tat soll auf einem Feldweg bei Emmerich an der niederländischen Grenze passiert sein. Dorthin war der Angeklagte mitten in der Nacht mit den beiden gemeinsamen Kindern, einem Baby und einer Vierjährigen, sowie einem Bekannten gefahren.
Der 24-Jährige galt schnell als dringend tatverdächtig, nachdem die vierjährige Tochter, die den Mord an ihrer Mutter mit ansehen musste, zu Hause davon erzählte.
Augenzeuge hatte Verurteilten schwer belastet
Der Bekannte, der mitgefahren war, hatte den 24-Jährigen schon zu Beginn des Prozesses schwer belastet. Vor Gericht sagte er, es sei alles genauso passiert, wie es in der Anklage stehe.
Er habe das Ex-Paar mit seinen Kindern in die Niederlande fahren und anschließend das Auto wieder nach Siegen bringen sollen. Irgendwann seien sie auf einen Feldweg gefahren und die drei Erwachsenen ausgestiegen. Dann sei alles ganz schnell gegangen.
Der 24-Jährige habe ein Messer gezogen und die junge Frau brutal erstochen. Jetzt habe er "seine Ehre reingewaschen", soll der Syrer danach gesagt haben. Er habe nach seiner Religion und der Tradition gehandelt. Gegen den Zeugen ermittelt die Staatsanwaltschaft ebenfalls. Zur Zeit ist er Hauptangeklagter in einem Schleuser-Prozess.
24-Jähriger ist voll schuldfähig
Dass der 24-Jährige voll schuldfähig ist, hatte ein Gutachter im Prozess bestätigt. Er sprach von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, die der junge Mann habe, das heißt, er könne in der einen Minute noch lieb und nett sein, in der anderen voller Hass und dann auch zu Gewalttaten fähig sein.
Heftige Streitsituationen und Konflikte hatte es offenbar sehr häufig in der Beziehung des Täters und Opfers gegeben. Der Syrer ist unter anderem wegen Ehrverletzungsdelikten, Diebstahls und Drogenbesitzes vorbestraft.
Verurteilter hat Tat angekündigt
Der 24-Jährige hatte, laut Zeugen, nach der Tat nicht nur mehreren gestanden, dass er es war, sondern die Tat auch vor anderen angekündigt. Ein Zeugin sagte, sie hätten zusammen in einer Gefängniszelle gesessen und dort habe er ihm erzählt, dass er seine Frau getötet habe und, dass er das zugeben will.
Noch Tage vor ihrem Tod hatte die 23-Jährige bei der Polizei gesagt, dass ihr Ex sie töten wolle. Laut weiteren Zeugen hatte er das in den Wochen zuvor mehrfach angekündigt.
Der Verteidiger will gegen das Urteil in Revision gehen. Er hatte eine zeitlich begrenzte Strafe gefordert, also maximal 15 Jahre. Lebenslänglich heißt mindestens 15 Jahre Haft. Das Gericht ist mit seinem Strafmaß dem der Staatsanwältin gefolgt.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Landgericht Siegen