Recyclinghaus in Heek eingeweiht
Stand: 02.02.2023, 07:51 Uhr
In Heek im Kreis Borken ist am Mittwoch das erste Wohnhaus in Deutschland vorgestellt worden, dessen Wände aus Recycling-Material bestehen. Entwickelt wurde es von zwei Brüdern, die ein Betonwerk und einen Containerdienst betreiben.
Von Markus Wollnik
Für Wolfgang und Hans-Jürgen Büscher ist es ein schönes Gefühl, zum ersten Mal in den Wänden des gerade fertig gestellten Mehrfamilienhauses zu stehen. An einigen Stellen der Fertigbetonwände haben sie bewusst auf Tapeten verzichtet.
Die Büschers sind stolz auf ihr Recyclinghaus
Es ist deutlich der Materialmix zu sehen: Reste von Klinker, Beton, Keramik und Glas. "Unsere Wände bestehen zu 100 Prozent aus Natursteinersatz", berichtet Wolfgang Büscher stolz. "So etwas gibt es nirgendwo sonst in Deutschland".
Erste Experimente im eigenen Betonwerk
Als Betreiber eines Containerdienstes haben die Gebrüder Büscher immer wieder mit solchem Abrissmaterial zu tun. Weil sie zuviel davon auf dem Firmengelände hatten, kamen sie auf die Idee, die Reste von abgerissenen Häusern weiter zu verwerten.
In ihrem Betonwerk begannen sie zu experimentieren, schredderten den Bauschutt, siebten ihn und machten daraus unter Zugabe von Wasser, Zement und Zuschlagstoffen den Recycling-Beton.
Das Recyclingmaterial ist für Innenwände zugelassen
Inzwischen hat das Deutsche Institut für Bautechnik in Berlin nicht nur die Stabilität des neuen Baustoffs geprüft, sondern auch mögliche Umweltauswirkungen ausschließen können. Damit haben die Büschers als erste eine Zulassung, Innenwände mit so stark recyceltem Material für den Wohnhausbau zu verwenden.
Sand und Kies können eingespart werden
Als die Brüder die ersten Besucher durch das neuartige Haus führen, ist immer wieder von den Vorzügen der Technik zu hören. Knapp werdende Baustoffe wie Kies und Sand können eingespart, Eingriffe in die Natur in Form von Steinbrüchen oder Kiesabbau könnten womöglich vermieden werden.
Außerdem ist die Bauzeit sehr kurz. In gerade mal vier Monaten haben die Handwerker das Dreiparteienhaus hochgezogen. Kostenpunkt für das hochwertig ausgestattete Niedrigenergiehaus: circa 800.000 Euro. "Auf jeden Fall günstiger als ein ebenso großes Haus in konventioneller Bauweise", ist sich Wolfgang Büscher sicher.
Allerdings gibt es auch Grenzen: Die Decken und die Außenmauern sind bisher noch aus konventionellem Beton. Doch die Büscher-Brüder sehen sich noch nicht am Ende des Experimentierens mit recycelten Baustoffen. Sie wollen weiter mit Beton-Technologen und Wissenschaftlern zusammenarbeiten. Ihr Ziel ist es, dass die Verwendung von Bauschutt nicht eine seltene Nische bleibt, sondern zur Regel wird.
Über dieses Thema haben wir am 01.02.2023 in der Lokalzeit Münsterland auf WDR 2 und im WDR Fernsehen berichtet.