Nach Großbrand in Münster: Neue Perspektive für inklusive Beschäftigte

Lokalzeit Münsterland 26.09.2024 02:29 Min. Verfügbar bis 26.09.2026 WDR Von Markus Holtrichter

Nach Großbrand in Münster: Neue Perspektive für inklusive Beschäftigte

Stand: 27.09.2024, 12:30 Uhr

Ein Großfeuer hat die Arbeitsplätze von 60 Menschen mit Behinderung in Münster zerstört. Sie fallen nun aber nicht etwa in ein Loch. Der große Zusammenhalt macht's möglich.

Von Markus Holtrichter

Stefan Steiniger hat nahtlos eine neue Aufgabe bei den Alexianern in Münster gefunden. Es gab intern eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft, die rund 60 Menschen mit geistiger oder seelischer Behinderung aufzufangen, deren Arbeitsplätze zerstört sind. Für den 51-Jährigen beispielsweise ging es zur Imkerei.

Ich habe seit 15 Jahren da gearbeitet und da ist schon viel Herzblut drin. Jetzt, wo die abgebrannt ist, denkt man oft an einzelne Situationen. Ich war glücklich dort in der Gärtnerei. Stefan Steiniger

Hier sitzt Stefan Steiniger grad mit seinem neuen Kollegen Sven Keute auf einer Wiese vor vielen bunten Bienenkästen und erledigt Imkerei-Aufträge. Viele Kunden aus dem Großraum Münster lassen hier ihre Bienenkästen reinigen und desinfizieren. "Holzrähmchen kratzen" ist eine der Aufgaben. "Stefan macht es schon ganz gut", findet der erfahrene Kollege.

"Schock fürs Leben"

Sven Keute

Sven Keute arbeitet schon lange in den Alexiander Werkstätten

Er habe einen Schock fürs Leben bekommen, sagt Sven Keute. Der Morgen, als die Gärtnerei lichterloh in Flammen stand - der langjährige Beschäftigte der Alexianer Werkstätten wird es nicht vergessen.

"Ich habe angeboten zu helfen. Wir waren vorher eine kleine Truppe und brauchten Leute", sagt Sven Keute. So kamen hier einige inklusive Kollegen unter.

Nach Alexianer-Brand - alle Betroffenen jetzt versorgt

WDR Studios NRW 27.09.2024 00:44 Min. Verfügbar bis 27.09.2026 WDR Online


Feste Tagesstruktur ist wichtig

Für Stefan Steiniger ist es wichtig, dass er nun nicht etwa untätig zuhause sitzen muss. "Ich brauche ja eine Tagesstruktur, ohne Arbeit, das weiß jeder, fehlt dann einfach was." Außerdem habe er sich schon immer für die Imkerei interessiert, sagt der Münsteraner. Stefan Steiniger will nun schnell alle Bereiche rund um die Arbeit mit Bienen kennen lernen.

Andere arbeiten nun in einem provisorisch bereitgestellten Raum neben der Großküche. Mit bunten Bändern, Schere, Holz und Draht fertigen sie Deko-Artikel und Blumenschmuck. Vor allem in der Vorweihnachtszeit kommen viele Menschen aus dem Münsterland zu den Werkstätten. Das soll auch so bleiben.

Wir sind für sie da, dass wir erst mal wieder Normalität leben können, dass wir Arbeitsfläche schaffen, wir können einen Teil der Gärtnerei nutzen, die Imkerei und der Gartenlandschaftsbau kann weiterlaufen und das gibt allen schon viel Sicherheit, weil man als Gruppe zusammenbleiben kann. Astrid Schirmer-Striewe, Leiterin der Gärtnerei

Neue Klostergärtnerei geplant

Stefan Steiniger

Stefan Steiniger will nach vorne schauen

Die Menschen auf dem Alexianer Campus sind zusammengerückt. Ob nun "Teilnehmer" (so heißen die Beschäftigten mit Behinderung offiziell) oder Mitarbeiter der Alexianer. Sie haben Lösungen gefunden für einen nahtlosen Übergang, trotz der verheerenden Folgen des Brandes.

Stefan Steiniger beispielsweise freut sich, dass die Klostergärtnerei wieder aufgebaut werden soll. "Wir können nur nach vorn schauen", sagt er.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Alexianer Münster