Teststrecke in Extertal: Monocabs fahren erstmals in OWL

Stand: 04.10.2022, 20:43 Uhr

In Extertal wurde ein mögliches Bahnfahrzeug der Zukunft vorgestellt. Das Monocab unternahm auch eine Vorführfahrt. Die autonomen Fahrzeuge sollen in Zukunft auf Bestellung kommen.

Thusnelda heißt das schicke Modell, das sich auf einer Bahnstrecke in Extertal vorsichtig in Bewegung setzt. Das Fahrzeug sieht aus wie eine Mischung aus Gondel und kleinem Bus. Fünf Meter ist es lang und 1,20 Meter breit. Mit Thusnelda testet das Entwicklerteam die Technik für Monocabs.

"Die Stimmung ist gut, wir sind ein bisschen aufgeregt", sagt Thomas Schulte von der Technischen Hochschule OWL. "Wir haben zwei Jahre an diesem Fahrzeug gearbeitet und jetzt sind wir hier quasi die ersten Male auf der Strecke. Das ist natürlich ein spannender Moment!"

Autonome Taxis auf Bestellung

Monocabs sind Kabinenfahrzeuge, die nur eine Schiene nutzen, ganz ohne Fahrer. Damit das funktioniert, kommt es auf die passende Balance an. Die Monocabs müssen also im Gleichgewicht fahren und auch bremsen ohne umzukippen. Es sollen einmal autonome Taxis sein, die auf Bestellung kommen.

Das Stabilisierungssystem besteht aus zwei Teilen, erklärt Thomas Schulte: "Es besteht aus einer Kreiselstabilisierung und einer verfahrbaren Masse. Stellen Sie sich einfach vor: Sie kennen ja einen Kinder-Kreisel. Wenn Sie den andrehen, bleibt der auch stehen und so ähnlich ist es beim Monocab auch."

Über 100 Jahre alte Schiene

Das Thusnelda-Modell hat für den Anfang noch Stützräder – zur Sicherheit. Damit muss es sich im Feldversuch beweisen: Auf einer realen, aber ausgedienten Strecke in Extertal. Die Bedingungen sind alles andere als perfekt, aber genau das ist gewollt, sagt Thomas Schulte.

"Die Schiene ist sehr alt, fast über 100 Jahre. Sie ist an vielen Stellen nicht mehr perfekt, es sind Macken drin, das Profil ist etwas verfahren, ähnlich wie Spuren in der Straße." Diese Probleme müsse man erstmal in den Griff kriegen.

Ziel: Den ländlichen Raum mobiler machen

Aus allen Winkeln werden Thusneldas Fahrten genau untersucht. Ziel sei es laut Stabilisierungsexperte Martin Griese von der TH OWL, den ländlichen Raum mobiler zu machen: "Eigentlich fahre ich eher mit dem Auto, weil ich aus dem ländlichen Bereich komme und dort wenig Zugverkehr angeboten wird. Aber genau dafür haben wir dieses Projekt."

Thusnelda und die Technik begeistern schon jetzt. Auch Thorsten Försterling. Er hatte vor sechs Jahren die Idee zu den Taxis auf Schienen. "Das ist großartig! Zu sehen, dass die Idee Wirklichkeit geworden ist." Trotzdem gebe es noch viele Fragen zu klären: Beispielsweise, wie Bahnübergänge und Haltestellen gestaltet werden. Aber: "Geht es so weiter in der Geschwindigkeit, können wir unsere Wunschvorstellung, glaube ich, ganz gut einhalten", sagt Försterling.

Bis die Monocabs marktreif sind, ist es dennoch ein weiter Weg.

Über dieses Thema berichtete der WDR am 04.10.2022 in der Lokalzeit im WDR-Fernsehen und im Radio auf WDR 2.