Schülerinnen aus Duisburg sterben auf Abschlussfahrt

Lokalzeit aus Duisburg 19.09.2024 02:29 Min. Verfügbar bis 19.09.2026 WDR Von Laura Kasprowiak

Auto-Unfall in Toskana: Fahrerin kann sich an nichts erinnern

Stand: 20.09.2024, 15:42 Uhr

Bei einem Verkehrsunfall während einer Oberstufenfahrt in der Toskana sind zwei Schülerinnen aus Duisburg ums Leben gekommen - eine weitere wurde verletzt. Die Fahrerin des Unfallwagens sagt, sie könne sich an nichts erinnern.

Am Freitagmorgen sind Klassenkameraden und Lehrer der beiden getöteten Teenager mit dem Bus wieder an ihrer Gesamtschule in Deutschland angekommen. Ein Bus mit rund 80 Menschen erreichte die Gesamtschule Duisburg-Mitte. Einige Schüler hatten Blumen vor dem Tor niedergelegt. Vor Ort standen ihnen Schulpsychologen und Seelsorger zur Verfügung. 

"Für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte wird es in den kommenden Tagen Angebote zur Trauerbewältigung in der Schulgemeinschaft geben", kündigte die Bezirksregierung als Schulaufsicht an. Ein Trauerraum sei eingerichtet worden.

Eine weitere Duisburger Schülerin war bei dem Unfall verletzt worden und befindet sich weiterhin in Italien. Sie wird dort im Krankenhaus behandelt. Über ihren Gesundheitszustand könne man keine Angaben machen, sagt eine Sprecherin der Bezirksregierung. Insgesamt wurden bei dem Unglück sieben Menschen verletzt.

Schweigeminute in der Gemeinde Camairore

Die Gemeinde Camaiore, wo die beiden Schülerinnen starben, hatte um 12 Uhr eine Schweigeminute abgehalten, um an sie zu erinnern. Die 17 und 18 Jahre alten Schülerinnen wurden in der Toskana-Gemeinde Lido di Camaiore am Mittelmeer von einem Auto erfasst, das aus zunächst ungeklärten Gründen in eine Gruppe von Fußgängern fuhr.

Auto-Unfall in Toskana: Fahrerin kann sich an nichts erinnern

WDR Studios NRW 20.09.2024 00:41 Min. Verfügbar bis 20.09.2026 WDR Online


Ein Unfallopfer noch in Lebensgefahr

Der Unfall ereignete sich am Mittwochabend gegen 19.00 Uhr. Bürgermeister Marcello Pierucci zufolge war das Auto mit hoher Geschwindigkeit über eine Kreuzung in der Innenstadt gerast und hatte dabei auch an roten Ampeln keinen Halt gemacht. Zunächst soll der Wagen die beiden Schülerinnen überfahren und schließlich weitere Fußgänger erfasst haben. Schließlich prallte er in der Nähe eines Hotels auf mehrere geparkte Fahrzeuge.

Polizei: Unfallfahrerin kann sich an nichts erinnern

Nach ersten Angaben der italienischen Polizei hatte die Autofahrerin, eine 44 Jahre alte Frau, die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren. Bei ihrer Vernehmung in der Stadt Lucca berief sie sich auf Gedächtnislücken. Sie könne sich an nichts erinnern. Augenzeugen hatten berichtet, dass die Fahrerin unmittelbar nach dem Unfall wie abwesend gewirkt hatte.

Ihre Anwälte brachten die Möglichkeit ins Spiel, dass die Frau am Steuer einen Schwächeanfall erlitten haben könnte. Dazu soll es einen ärztliche Untersuchung geben.

Sie soll nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gestanden haben, sagt die Polizei. Das sei bereits die Bilanz einer Blutprobe.

Fahrerin soll Fußfessel tragen

Die Staatsanwaltschaft beantragte, dass die Frau bis auf weiteres eine elektronische Fußfessel tragen muss. Die Fahrerin des Unglückswagens ist unter Hausarrest gestellt. Nach Angaben der italienischen Polizei wird wegen fahrlässiger Tötung im Straßenverkehr ermittelt.

Sie war bei dem Unfall verletzt worden, konnte in der Zwischenzeit das Krankenhaus aber wieder verlassen. 

Schüler erhalten psychologische Unterstützung

Die Schulleitung hatte am Donnerstag alle Eltern informiert. "Die Schulgemeinschaft ist tief betroffen über das Unglück und bittet darum, für die Trauerbewältigung den geschützten Rahmen der Schule zu respektieren", so eine Sprecherin der Bezirksregierung. An der Schule seien Psychologen im Einsatz, um die Schüler und Lehrkräfte zu unterstützen.

Politiker aus NRW nehmen Anteil am Tod der Schülerinnen aus Duisburg

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich erschüttert über den Unfalltod zweier Duisburger Schülerinnen in der Toskana gezeigt. Sein Kind zu verlieren, sei wohl das schlimmste, was Eltern passieren könne. "Wir trauern mit den Eltern".

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) erklärte, die Nachricht habe sie zutiefst schockiert. "Wir werden alles tun, um die Schule in dieser Zeit bestmöglich zu unterstützen", so Feller. 

Auch Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) sprach Familien, Freunden und Lehrkräften sein Beileid und Mitgefühl aus.

Große Erschütterung in der toskanischen Region

Die Stadtverwaltung von Lido di Camaiore hatte zu einer Schweigeminute für die Unfallopfer in der gesamten Gemeinde aufgerufen. Der Bürgermeister sprach den Familien und Freunden der Todesopfer sein Beileid aus.

"So etwas ist noch nie zuvor passiert", sagte Bürgermeister Pierucci dem TV-Sender 50Canale. Und weiter:

"Das Auto hat alles überfahren, was ihm in die Quere kam, auch nach dem zweiten Aufprall." Marcello Pierucci, Bürgermeister von Lido di Camaiore

Eine Hotelbesitzerin sagte im italienischen Fernsehen: "Ich habe einen großen Schlag gehört und bin zur Tür hinaus und da habe ich diese Mädchen am Boden gesehen. Da wusste ich, dass ein Auto mit großer Geschwindigkeit vorbeigefahren war und die Leute auf dem Fußweg erfasst hat". Der Unfall ereignete sich einige Hundert Meter entfernt im Zentrum der Ortschaft.

Die Gemeinde Lido di Camaiore liegt direkt am Meer, etwa eine halbe Autostunde westlich von der viel besuchten Stadt Lucca. In unmittelbarer Nachbarschaft von Lido di Camaiore befinden sich die beiden bekannten Badeorte Forte dei Marmi und Viareggio.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur AFP
  • Rom-Korrespondent Nikolaus Nützel