Zu wenig Frauen in münsterländischer Kommunalpolitik

Stand: 08.03.2023, 20:00 Uhr

Im Münsterland haben die Stadt- und Gemeinderäte im Schnitt einen Frauenanteil von rund 25 Prozent. Damit sind Frauen in der Kommunalpolitik stark unterrepräsentiert. Das hat eine Lokalzeit-Datenrecherche anlässlich des Weltfrauentags ergeben.

Von Lara Brüggemeier und Brigitte Lieb

Die Kommunalpolitik ist nach wie vor männerdominiert. In keiner der 66 Städte und Gemeinden der Region gibt es gleich viele männliche und weibliche Ratsmitglieder. Insgesamt liegt das Münsterland unter dem NRW-Durchschnitt von rund 35 Prozent, so die Daten des bundesweiten Gleichstellungsatlasses.

Politikwissenschaftler Norbert Kersting in einem Vorlesungssaal.

Norbert Kersting forscht über Frauen in der Politik

"Gerade im ländlichen Raum herrschen Männerdomänen noch stärker vor", erklärt Politikwissenschaftler Norbert Kersting von der Uni Münster. Er forscht aktuell zu Frauen in der Kommunalpolitik.

40 Prozent Frauenanteil in den Top-Kommunen

Die Städte Laer und Emsdetten haben den höchsten Frauenanteil - gefolgt von Münster. Klares Schlusslicht im Münsterland mit gerade mal neun Prozent ist die Gemeinde Wettringen.

Ranking des Frauenanteils in den Stadt- und Gemeinderäten im Münsterland.

Münsterländer Kommunen im Ranking

Mögliche Gründe: Zurückhaltung und fehlende Vorbilder

Ratsherr Jens Fischedick aus Rosendahl im Portrait.

Jens Fischedick hat keine Erklärung

Auf der Suche nach möglichen Ursachen für den geringen Frauenanteil sind viele Kommunalpolitiker und -politikerinnen ratlos. Jens Fischedick, Fraktionsmitglied der CDU in Rosendahl, meint: "Das müsste man eigentlich die Frauen fragen. Wir kommunizieren offen, dass jeder zu den Fraktionssitzungen kommen kann."

Ratsfrau Doris Gehling aus Rosendahl im Portrait.

Doris Gehling sieht eine hohe Hemmschwelle für Frauen

Doris Gehling ist eine der vier Frauen im Rosendahler Gemeinderat. Sie ist der Meinung, dass Familie, Beruf und politisches Ehrenamt für Frauen schwer zu vereinbaren sind. Außerdem sei die Hemmschwelle bisher zu hoch: "Viele Frauen trauen sich das leider Gottes immer noch nicht zu, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen und haben Ängste, falsche Entscheidungen zu treffen."

Um dem entgegenzuwirken sind aus Sicht des Politikwissenschaftlers Frauen in hohen politischen Ämtern wie das der Bürgermeisterin zwingend notwendig. Das schaffe Vorbilder: "Da gibt es dann auch Netzwerke, die sich etablieren und langsam die Frauenquote besser werden lassen."

Nur 13 Bürgermeisterinnen münsterlandweit

Portraits von Bürgermeisterinnen aus dem Münsterland.

Die Bürgermeisterinnen im Münsterland

Dass Frauen in Spitzenposten der Verwaltungen fehlen, zeigt auch die Lokalzeit-Datenrecherche. Von den 66 Münsterland-Kommunen werden nur 13 von einer Frau geführt. Dazu gehören unter anderem die Städte Sendenhorst, Borken und Steinfurt sowie die Gemeinden Mettingen, Westerkappeln und Nordwalde.

Große Unterschiede zwischen den Parteien

Auffällig ist, dass weibliche Ratsmitglieder am ehesten bei den Grünen zu finden sind. Von den größten Parteien im Münsterland haben die FDP und CDU dagegen die wenigsten Frauen.

Statistik zu Ratssitzen aufgeschlüsselt nach Partei und Geschlecht.

Frauen- und Männeranteile in den Parteien

Maßnahmen zur Frauenförderung

Was macht die Kommunalpolitik, um Frauen in den eigenen Reihen zu fördern? Nachgefragt bei den Kreisverbänden der Parteien mit den meisten Ratssitzen werden quotierte Wahllisten am häufigsten als Maßnahme genannt. Dabei werden Frauen und Männer im Wechsel auf den Wahlzetteln aufgeführt, sodass sie dort gleichermaßen sichtbar sind.

Auch Fort- und Weiterbildungen speziell für Frauen sollen "Hürden und Hemmnisse auf dem Weg zum politischen Engagement abbauen", wie zum Beispiel die SPD im Kreis Coesfeld erläutert. Außerdem sollen hybride Sitzungen mehr Teilhabe ermöglichen.

Über dieses Thema berichten wir am 08.03.2023 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland um 19.30 Uhr und auf WDR 2 in der Lokalzeit.