Frauen erleben in Stadträten, Ausschüssen und Ortsvereinen der Parteien öfter sexuelle Übergriffe und herablassende Behandlung als Männer. Mehr als ein Drittel der befragten Lokalpolitikerinnen berichtet von unangemessenen Blicken, etwa 18 Prozent, dass sie gegen ihren Willen berührt wurden. Bei den Männern sind es jeweils 16 und sechs Prozent.
Herabsetzende Äußerungen erleben Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer. Viele befragte Frauen geben außerdem an, dass es deutlich länger gedauert habe, bis sie gleichermaßen respektiert wurden. Besonders drastisch zeigt sich ein Unterschied auch in sozialen Medien. Dort wurden 14 Prozent der Politikerinnen sexistisch belästigt, aber nur drei Prozent der Männer.
Unterschiedliche Erwartungen
Das Thema Chancengleichheit wird von Frauen und Männern im Rahmen der Studie unterschiedlich bewertet. Von den befragten Lokalpolitikerinnen meint nur jede fünfte, dass dieses Ziel erreicht ist. Bei den Männern glauben das mehr als die Hälfte.
Konkret berichten viele der Frauen, dass von ihnen erwartet wird, andere Themen zu besetzen und weniger konfrontativ zu sein als die männlichen Kollegen. Außerdem halte sich die Idee, dass Frauen nebenher auch Kinder und Familie betreuen sollten.
Unter ehemaligen Politikerinnen und Politikern berichteten Frauen zwei- bis dreimal häufiger davon als Männer, dass sie persönliche Angriffe erlebt haben oder ihre Themen nicht beachtet wurden.
Wenig Diversität in der Lokalpolitik
Nach Studienergebnissen ist nur jede dritte lokalpolitisch engagierte Person weiblich. In Führungspositionen nur jede zehnte. Auch Personen mit Migrationsgeschichte seien unterrepräsentiert. Bundesweit machen sie etwa ein Drittel der Bevölkerung aus, in der Lokalpolitik der untersuchten Städte nur ein Zehntel.
70 Prozent der Befragten haben einen Hochschulabschluss oder die Fach- oder Hochschulreife. Nur ein Fünftel hat eine Berufsausbildung absolviert. Auch jüngere Menschen sind weniger eingebunden: fast 70 Prozent der Befragten sind älter als 50 Jahre.
Mehr Frauen dazugewinnen
Die Studie sollte nicht nur aktuelle Zustände messen, sondern auch nach Lösungsansätzen fragen. So wünschen sich besonders Lokalpolitikerinnen, dass Frauen gezielt angesprochen und zum Einstieg mehr Unterstützung bekommen. Mehr als 80 Prozent der Frauen wünschen sich außerdem paritätisch besetzte Wahllisten.
Auch die Vereinbarkeit der politischen Tätigkeit mit Beruf und Familie spielt eine Rolle. Besonders Frauen wünschen sich die Möglichkeit, Sitzungen auch digital abzuhalten und Redezeiten zu begrenzen. Fast einstimmig wünschen sich Frauen, für politisches Engagement auch vom Beruf freigestellt zu werden.