Bistum Münster: Missbrauchsopfer können Entschädigungen nicht nachvollziehen
Stand: 08.11.2022, 20:00 Uhr
Das Bistum Münster hat bisher rund 4,3 Millionen Euro an die Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche gezahlt. Die Opfer beklagen allerdings, dass die ausgezahlten Summen nicht transparent seien.
Knapp 200 Betroffene aus dem Bistum Münster haben bisher Geld bekommen. Zu den Entschädigungszahlen kommen laut Missbrauchsbeauftragtem noch rund 600.000 Euro für Therapien. Die ausgezahlten Summen differieren allerdings erheblich - und die Opfer verstehen nicht, warum jeder unterschiedlich viel Geld erhält.
Die deutschen Bischöfe hatten sich bei ihrem Beschluss zu den Zahlungen darauf geeinigt, die Abwicklung an eine unabhängige Kommission in Bonn zu übergeben. Sie entscheidet für alle Bistümer über die Höhe der Summen. Offiziell sind es keine Entschädigungen, sondern Anerkennung für das erlittene Leid.
Jeder Betroffene erhält eine andere Summe
Missbrauchsopfer Martin Schmitz leidet unter Spätfolgen
Woran sich die Summe bemisst, ist für die Opfer nicht nachvollziehbar. Martin Schmitz aus Rhede im Kreis Borken zum Beispiel hat als Kind schwere sexuelle Gewalt durch einen Kaplan erlitten. Inzwischen hat er insgesamt 30.000 Euro als Anerkennung des Leids bekommen. Noch heute leidet er unter den Spätfolgen des Missbrauchs, kann zum Beispiel nicht in einer Schlange stehen, berichtet er.
Die Obergrenze für die Zahlungen liegt eigentlich bei 50.000 Euro. In einem Fall hat das Bistum Münster aber auch schon das Dreifache gezahlt. Warum manche Betroffene mehr, andere weniger bekommen, sei kaum nachzuvollziehen. Eine Begründung dafür hätten sie nicht erhalten, kritisieren die Betroffenen.
Bistumsbeauftragter für Begründung
Peter Frings hat Verständnis für die Kritik
Tatsächlich gibt keine Begründung und auch keine Möglichkeit, Widerspruch einzulegen, da es sich um eine freiwillige Leistung handelt. Aber auch Peter Frings, der für Missbrauchsfragen zuständige Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, fände es besser, wenn erkennbar wäre, warum bestimmte Summen ausgezahlt werden.
Die Kommission leiste gute Arbeit und habe bestimmt gute Gründe für die Höhe der einzelnen Summen, so Frings. Aber für alle Beteiligten "wäre es hilfreich, wenn die Gründe genannt würden."
Klage erwogen
Martin Schmitz will sich nicht mit dem Verfahren zufrieden geben. Das Mindeste, was er erwartet ist, dass begründet wird, warum er so eingestuft wurde. Möglicherweise will er klagen. Er fühlt sich als Bittsteller vorgeführt: