Antibiotika-Verschreibungen um die Hälfte reduziert

Stand: 16.11.2022, 06:00 Uhr

Haus- und Fachärzte aus OWL verschreiben weniger Antibiotika. So wollen sie die Entwicklung von multiresistenten Keimen eindämmen.

Weniger und gezieltere Verordnung von Antibiotika haben sich niedergelassene Ärzte aus Bielefeld und der Region zum Ziel gesetzt. Das "Antibiotic Stewardship (ABS)-Netzwerk OWL" sei bundesweit einzigartig, heißt es vom Ärztenetz Bielefeld.

OWL-Kinderärzte als Vorreiter

Niedergelassene Ärzte haben hier gemeinsam mit der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Uni Bielefeld, Kliniken und weiteren Akteuren Handlungsempfehlungen für Ärzte entwickelt, wann welche Antibiotika verschrieben werden sollen. Mit Erfolg: Im Bereich Kinder- und Jugendärzte wurden in Bielefeld, Lippe und dem Kreis Gütersloh 2018 nur rund halb so viele Antibiotika pro Patient verordnet, wie noch 2010.

Auch bundesweit ist dieser Trend erkennbar. Mittlerweile gibt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte die Bielefelder Empfehlungen zur Antibiotikaverordnung deutschlandweit an alle Ärzte heraus. Damit auch die Empfehlungen für Allgemeinmediziner, Urologoen oder Frauenärzte über OWL hinaus bekannt werden, hat sich jetzt ein westfalenweites ABS-Netzwerk gegründet.

Problem: multiresistente Keime

Das Ziel ist, multiresistente Keime einzudämmen. Die sind vor allem in Krankenhäusern ein Problem. Gegen diese Erreger können übliche Antibiotika nichts mehr ausrichten. Sie haben Resistenzen entwickelt – auch weil zu viel und teilweise unnötig Antibiotika verordnet werden.

Seit einiger Zeit versuchen Kliniken deshalb, weniger Antibiotika zu verschreiben. Doch der weitaus größte Teil der Antibiotika wird ambulant verschrieben, von Haus- und Fachärzten. Experten zufolge liegt das auch daran, dass Patienten aus Unwissenheit die Verordnung von Antibiotika wünschen. Und daran, dass einige Ärzte diesem Wunsch vorauseilend nachkommen. Deshalb sei es so wichtig, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und möglichst viele Ärzte mit ins Boot zu holen, so die Bielefelder Initiative

Über das Thema berichtet der WDR am 16.11.2022 in der Lokalzeit.