Mein Job während der Corona-Krise ist das, was wir Zeitungsausträger schon immer gemacht haben: Den Leuten eine gute Zeitung zu bringen.
Im Moment ist es so, dass die Leute sich richtig darauf freuen, dass ich ihnen morgens früh die Zeitung bringe. Die sind richtig froh drüber, die Zeitung zu bekommen! Ich trage die Zeitung schon 32 Jahre aus, so kenne ich das sonst nicht. Jetzt warten die Leute schon fast sehnsüchtig darauf, die Zeitung zu kriegen.
Informationen gegen Verunsicherung
Viele stehen morgens schon Gewehr bei Fuß, da sieht man wie das Licht angeht im Flur, oder man hört aus dem Dunkeln ein "Guten Morgen". Die Leute freuen sich, dass man ihnen eine vernünftige Information bringt, denn sie sind wegen Corona so verunsichert. Dann kriegen sie eine vernünftige Tageszeitung, und da stehen die Sachen drin. Es sind ja auch viele ältere Leute, die kommen nicht mehr so vor die Tür.
Und ich merke, sie lesen die Zeitung auch wirklich von vorne bis hinten. Auf der Straße kriegt man es manchmal mit, da kennen die Leute sie fast auswendig. Ich habe das Gefühl, die Menschen saugen die Zeitung richtig auf. Man merkt das ja auch an den Zahlen, dass immer mehr Menschen wieder die Zeitung abonnieren.
Beim Ausliefern Totenstille
Morgens ist es draußen beim Ausliefern ein bisschen beklemmend. Es ist ruhig, keine Leute mehr auf der Straße. Man ist mehr oder weniger alleine. Sonst trifft man ja immer mal Leute, die gehen zur Straßenbahn oder aus der Tiefgarage gefahren. Jetzt ist es überall totenstill.
"Ich bin stolz"
Früher war es so, dass die Zeitungszusteller nicht Besonderes waren, aber jetzt merkt man schon, dass man seinen Beitrag in dieser schlimmen Situation leisten kann. Es macht ja Spaß, den Leuten in dieser verkorksten Zeit etwas vorbeizubringen, und wenn es nur eine Zeitung ist. Andere Leute machen vielleicht einen viel stressigeren und wichtigeren Job – in der Altenpflege, im Krankenhaus – aber wir kriegen es mit, dass die Leute auch sehr froh sind, dass wir mit der Zeitung kommen. Da bin ich stolz drauf.
Protokolliert von Tasja Demel.
Günther Hark
- Zeitungsausträger seit 32 Jahren
- Seine Frau trägt mit ihm Zeitung aus
