Corona-Pandemie: Intensiv-Betten aufgestockt, Personal nicht

Stand: 18.10.2020, 20:26 Uhr

Die Personalsituation auf den Intensivstationen in NRW ist besorgniserregend. Zwar wurden viele Schwestern und Pfleger für Intensivstationen fortgebildet. Sie fehlen dann aber an anderer Stelle.

Von Martina Koch und Torsten Reschke

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sagt im Interview mit dem WDR-Magazin Westpol: "Natürlich sind heute nicht mehr Ärzte und Pfleger da als zu Ostern. Das ist die Wahrheit. Aber woher soll ich sie nehmen?"

Die Anzahl der Intensivbetten und Beatmungsgeräte ist seit Ausbruch der Pandemie massiv erweitert worden. Bund und Land haben dafür 150 Millionen Euro ausgegeben. 

Operationen zur Not verschieben

Sollten die Intensivstationen trotzdem überlastet werden, will Laumann die Kliniken anweisen, andere planbare Operationen und Behandlungen aufzuschieben, damit Pfleger und Ärzte sich vor allem um Covid-19-Patienten kümmern können.

In Bochum, am Bergmannsheil-Klinikum, hält man jetzt schon dauerhaft neun Betten auf einer Infektionsstation ausschließlich für Corona-Patienten vor. Das habe Auswirkungen auf den gesamten Betrieb, erklärt Oberarzt Peter Kaufmann: Patienten müssten hausintern verschoben werden oder könnten nicht mehr in dem Maße aufgenommen werden wie zuvor.

Medikamente noch ausreichend

Genug Medikamente scheinen für die Behandlung von Covid-Patienten bereitzustehen. Blutverdünner und Cortison sind nach Auskunft der Kliniken und des NRW-Gesundheitsministeriums ausreichend vorhanden. Das Ebola-Medikament Remdesivir, das zur Behandlung schwerer Corona-Erkrankungen eingesetzt wird, hat die EU vorläufig zugelassen. Momentan können in Europa 30.000 Menschen damit behandelt werden.

Allerdings entwickeln sich die Fallzahlen sprunghaft nach oben. Auf deutschen Intensivstationen wurden am Freitag dreimal mehr Patienten behandelt als Anfang August. Intensivmediziner wie der Chefarzt des St. Antonius-Hospitals in Eschweiler, Uwe Janssens, registrieren diese Entwicklung mit Sorge:

"Die Sorge, die wir haben ist, dass parallel zum Wetter – Herbst, kaltes Wetter – andere Infektionen dazu kommen, parallel dazu das Infektionsgeschehen noch weiter zunimmt und wir dann irgendwann wieder ältere Infizierte haben und die dann wieder auf die Intensivstationen kommen."

Handschuhe akute Mangelware

Allerdings fühlen sich die Ärzte und Pfleger nun besser gewappnet als noch vor einem halben Jahr. Denn inzwischen steht weitgehend genug Schutzausrüstung zur Verfügung. Lediglich bei größeren medizinischen Handschuhen könnte ein Engpass entstehen, bestätigt Laumann. Das Land erwartet noch Lieferungen vom Bund.

Auch mit den zum Schutz des Personals notwendigen FFP2-Masken müssen die Kliniken gut haushalten: Zurzeit nutzen vielerorts Intensivpfleger eine Maske pro Schicht und nicht pro Patient, für Intensivpfleger Bernd Rütten vom St. Antonius-Hospital Eschweiler ist das nach wie vor eine Herausforderung:

"Die Ressourcen sind nicht ganz so optimal. Also, dadurch dass neue Erkenntnisse gewonnen wurden, kommen wir eigentlich gut damit klar, dass die FFP-Maske den ganzen Tag getragen wird. Und wir können uns irgendwie damit arrangieren."

Noch sei es relativ ruhig auf den Intensivstationen. Doch die Anspannung wachse mit dem Anstieg der Infektionszahlen.

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