Die Tafel-Leiterin: "Die Kunden sind nicht weniger geworden"

Stand: 08.05.2020, 15:18 Uhr

  • Claudia Manousek leitet die Tafel in Dormagen
  • Die Tafel bedient 600 Kund*innen täglich
  • Öffnungszeiten wurden erweitert

Mein Job während der Corona-Krise ist es, dafür zu sorgen, dass die Menschen, die zu uns kommen, in der Lage sind, sicher und ohne Risiken ihre Lebensmittel abzuholen.

Das ist jetzt wesentlich arbeitsintensiver: Wir haben unsere Öffnungszeiten erweitern müssen, um die Hygiene-Vorschriften einzuhalten. Wir haben jetzt eine kontaktarme Ausgabe. Das heißt, wo wir vorher fünf Kunden gleichzeitig reingelassen haben, lassen wir jetzt nur noch einen Kunden rein. Dadurch erhöht sich einfach die Zeit, die man braucht, um eine Ausgabe für 600 Personen am Tag zu machen. Aber unsere Kunden sind nicht weniger geworden – im Gegenteil.

Lebensmittellieferung an Senioren

Unsere Neuaufnahmen sind vor allem Menschen aus dem Niedriglohnsektor, die jetzt durch die Kurzarbeit massive finanzielle Schwierigkeiten haben. Für sie ist das natürlich ein bisschen befremdlich, zum ersten Mal bei der Tafel zu sein, aber die Menschen sind auch besonders dankbar, einen vollen Korb mit Lebensmitteln zu bekommen.

Immer dienstags liefern wir auch Lebensmittel an 31 Senioren, die so gebrechlich sind, dass sie nicht mehr zu uns kommen können. Die kriegen ihre Kisten fertig gepackt und dann liefern wir die ihnen vor die Haustür. Ich fände es schade, wenn gerade diese Menschen nichts mehr bekommen.

Firmen spenden Lebensmittel

Im Moment haben wir einen unheimlichen Anstieg an Waren, den wir normalerweise nur um die Weihnachtszeit haben. Viele Logistikzentren und Hersteller, die für den Gastronomiebereich gearbeitet haben, können ihre Produktionen nicht so einfach auf den Einzelverbraucher umstellen. Das führt dazu, dass Überhänge entstehen, die jetzt an die Tafel abgegeben werden.

Firmen kommen auf uns zu und bitten uns, Waren abzuholen oder liefern uns sogar die Waren. Für uns ist das ein absolutes Novum. Das sind Beziehungen, die man jetzt aufbaut und von denen man hofft, dass sie nach der Corona-Krise auch weiter bestehen. Ich find das schön!

Ich finde es toll, wie die Leute im Moment aufeinander Rücksicht nehmen und auch miteinander reden, ein nettes Wort übrighaben. Das stelle ich überall fest, nicht nur in der Tafel. Man achtet so ein bisschen aufeinander.

 Protokolliert von Tasja Demel.

Claudia Manousek

  • Leiterin der Tafel Dormagen
  • Dienstag is "Sozial-Tag" der Tafel - Lebensmittel werden gebracht
  • freut sich über viele Lebensmittelspenden

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