Die Pizzabäckerin: Pizza für Obdachlose in der Corona-Krise

Stand: 01.04.2020, 20:43 Uhr

  • Latife Zendeli backt Pizza für Obdachlose
  • Ihr Sohn hatte angesichts der Corona-Krise die Idee
  • Ihr Motto: Helfen, wo es geht

Während der Corona-Krise ist es mein Job, zu helfen. Wir saßen vor ein paar Wochen am Küchentisch und haben uns über Corona unterhalten. Da fragte mein 17-jähriger Sohn: "Mama, was passiert eigentlich mit den Obdachlosen?"

Daraufhin habe ich mich mit meinem Mann und meinem älteren Sohn gesprochen. Und dann haben wir beschlossen, in unserer Pizzeria für die Obdachlosen Pizza zu backen.

Obdachlose bekommen Pizza und Obst

Mit meiner Freundin, die beim Verein "Kältegang" in Leverkusen arbeitet, habe ich mich in Verbindung gesetzt. Ich habe schon häufiger für den Verein gespendet oder etwas eingekauft und dahingebracht. Sie kennt viele Obdachlose, teils auch mit Namen. Sie hat ihnen Bescheid gesagt.

Die Obdachlosen kommen dann zu uns ans Fenster, wo sie bestellen können. Sie fragen erst mal, ob das Angebot überhaupt noch gilt und wir sagen dann immer: Klar gilt das Angebot noch! Ich frage sie dann, wie viele Pizzen sie haben möchten.

Zum Nachtisch gibt es gespendetes Obst

Sie kommen einzeln oder zu zweit und nehmen dann auch gleich ein paar Pizzen für die anderen mit. Es dürfen ja auch nicht alle auf einmal kommen, deshalb haben wir uns so mit denen geeinigt.

Eine Freundin hat mir noch Obst gebracht: Bananen, Birnen, Äpfel. Jetzt gebe ich zu den Pizzen noch Früchte mit, damit sie ein bisschen Nachtisch haben.

Sie können jeden Tag kommen

Wenn man dann in die Gesichter der Obdachlosen blickt – das ist traurig. Die freuen sich wie die kleinen Kinder, wenn sie die Pizza bekommen. Sie können jeden Tag kommen, je nachdem, wann sie grade in der Gegend sind. Wir haben ja lange Öffnungszeiten, da kommen sie auch schon mal um 22 oder 23 Uhr vorbei.

Wir sind alle überrascht, wie gut die Idee funktioniert. Wir wollten eigentlich nur ein bisschen helfen. Es ist wahnsinnig, wie sehr die Leute die Aktion schon geteilt haben.

"Man muss immer helfen!"

Mir ist im Moment sehr wichtig, dass man den Leuten hilft. Die Tafel hatten geschlossen, alle möglichen Hilfseinrichtungen auch, das geht ja gar nicht. Man muss doch helfen!

Das habe ich aus meinem Elternhaus: 1973 ist mein Vater als Gastarbeiter aus Mazedonien nach Deutschland gekommen, da war ich gerade sechs Wochen alt. Meine Eltern haben mir beigebracht, dass man immer helfen muss. Und auch nicht wegschauen! Egal, ob es in Mazedonien ist oder in Deutschland.

Diese Aktion dauert so lange, wie sie eben dauert. Man weiß nicht, wie lange die Leute nichts zu essen haben, deshalb machen wir das auf unbestimmte Zeit. So lange etwas da ist, ist für Alle was da.

Protokolliert von Tasja Demel

Latife Zendeli

  • Pizzabäckerin aus Leverkusen
  • Sohn hatte die Idee
  • Vater kam aus Mazedonien

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