Ekelhaft und gefährlich: Spuckattacken in Zeiten von Corona

Stand: 28.05.2020, 17:16 Uhr

  • Häufung von Spuckattacken in Corona-Zeiten
  • Opfern soll Angst vor Infizierung gemacht werden
  • Forderung nach harten Strafen

Von Christian Wolf

Schon vor Corona-Zeiten waren sie ekelhaft und respektlos. Doch nun können sie auch noch gefährlich werden: Spuckattacken. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen in der Öffentlichkeit von Fremden angespuckt werden.

In diesen Tagen häufen sich die Meldungen: So wurde in Bochum ein Supermarktmitarbeiter von einem Kunden angespuckt. In Oberhausen kam es zu einer Spuckattacke auf eine Busfahrerin. Und in Herne wurde eine Polizistin Opfer während einer Verkehrskontrolle.

Quarantäne nach Spuckattacke

Manchmal geht es schlicht darum, das Gegenüber herabzuwürdigen. In anderen Fällen wird bewusst mit der Angst gespielt. Denn es kommt vor, dass die Täter behaupten, sie seien mit dem Coronavirus infiziert. Einer WDR-Mitarbeiterin ist am Essener Busbahnhof genau das passiert. Um auf Nummer sicher zu gehen, musste sie in Quarantäne.

Harte Strafen gefordert

Besonders gefährdet sind Polizisten. Mit Spuckattacken wird sich immer wieder gegen die Beamten gewehrt. Schon vor Jahren zählte das NRW-Landeskriminalamt Hunderte solcher Vorfälle. Doch nun bekommen sie eine ganz andere Dimension.

"Anspucken geht schon zu normalen Zeiten gar nicht", sagte Erich Rettinghaus, NRW-Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, dem WDR. In Corona-Zeiten sei das noch schlimmer. Rettinghaus spricht von einem "schwerwiegenden Tatbestand". Allein schon die Androhung, dass man infiziert sei, erfülle diverse Tatbestände. "Da muss man auch wirklich den Strafrahmen ausschöpfen."

Unterstützung kommt von Innenminister Herbert Reul (CDU). "Das Anspucken von Polizeibeamten ist strafrechtlich eine Beleidigung, in Corona-Zeiten möglicherweise sogar eine Körperverletzung oder eine gefährliche Körperverletzung", sagte er der "Rheinischen Post". Solche Attacken seien Ausdruck einer "tief sitzenden Missachtung des Staates und seiner Institutionen".

Doch wie gefährlich können Spuckattacken in Zeiten des Coronavirus sein? Eine Übertragung über Speichel und Tröpfchen gilt laut Virologen als einer der Hauptwege für eine Infektion. Wer andere anspuckt, nimmt also in Kauf, dass die Person möglicherweise das Virus bekommt.

Bahnhofsangestellte nach Attacke gestorben

In Großbritannien hat es genau solch einen Fall schon gegeben. Eine Bahnhofsangestellte in London wurde von einem mutmaßlich mit dem Coronavirus infizierten Mann bespuckt und angehustet. Wenige Tage danach erkrankte die 47-Jährige und starb später in einem Krankenhaus.

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