Der Sportclub-Besitzer: Aus Fitnessstudio wird Blutspendezentrum

Stand: 02.04.2020, 20:23 Uhr

  • Martin Becker musste seinen Sportclub schließen
  • Seit Dienstag ist das Fitnessstudio ein Blutspendezentrum
  • Seine Mitarbeiter helfen mit in der Corona-Krise

Mein Job in der Corona-Krise ist es, das Beste aus dem Jetzt zu machen, ohne in die Zukunft zu gucken. Der Sportclub war immer ein Lebenstraum für mich.

Aber am Montag (16.03.2020) musste ich den Club schließen. Seitdem bin ich damit beschäftigt, etwas Gutes und Sinnvolles mit meiner Zeit zu machen – auch, um mich von dem wirtschaftlichen Schaden abzulenken.

DRK suchte Blutspenden

Am Abend der Schließung habe ich in einer Talkshow gesehen, dass Blutspenden fehlen. Und ich dachte: Das kann doch nicht sein, ich habe doch die Möglichkeiten, das hier zu machen. Also habe ich Dienstag gleich beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) angerufen.

Die Frau an der Hotline sagte mir, dass es bis zu anderthalb Jahren dauern würde, bis es einen Termin gäbe. Ich habe sie dann gebeten, mir die Nummer der zuständigen Betreuerin zu geben. Anderthalb Stunden später war sie im Sportclub und sagte: "Wir brauchen das unbedingt. Gerne machen!"

Termine schnell ausgebucht

Am Donnerstag (19.03.) konnten wir die Aktion schon bewerben. Beim DRK sagte man uns: Wir sind happy, wenn ihr 20 Leute bekommt. Innerhalb weniger Stunden war der erste  Termin schon voll. Wir haben uns erst einmal auf vier Tage geeinigt – auch die sind schon alle voll. Wir rechnen mit 360 Spendern.

Ich war ziemlich überrascht, wie viele Menschen am Dienstag (24.03.2020) auf einmal da waren: Mindestens 20 DRK-Mitarbeiter mit einem fetten Lkw, wo die ganzen Sachen drin waren. In unserer Sporthalle stehen auf einmal acht Krankenbetten, das sieht aus wie in einem Lazarett. Nach einer Stunde hatten sich alle an die Umstände gewöhnt.

Viele Mitarbeiter helfen

Die größte Angst meiner Mitarbeiter war es, ob wir es auch wirklich Corona-sicher bekommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir das geschafft haben: Das DRK hat bei uns die Online-Terminvergabe gestartet. So können wir gewährleisten, dass die Menschen nur 30 Minuten da sind.

Wenn es zu voll wird, warten die Spender auch im Auto. Das klappt wirklich gut. Wir haben vorher alles reinigen und desinfizieren lassen - das wollen wir jetzt nach jedem Blutspendetag machen.

Auch wenn wir Kurzarbeit anmelden mussten, viele meiner Mitarbeiter helfen mit. Meine Caféleitung befüllt zum Beispiel die Tüten mit Snacks für die Spender, weil sie ja nicht bleiben dürfen. Andere helfen ehrenamtlich mit.

Einkaufen für Seniorenresidenz

Ich habe noch eine Schwimmschule in Bensberg, mitten in einer Seniorenresidenz. Dort führen meine Mitarbeiter dreimal die Woche für fünf Stunden kleine Tätigkeiten für die Bewohner durch, einkaufen zum Beispiel.

Die Aktion wird richtig gut angenommen - die haben uns echt die Bude eingerannt mit Bestellungen. Aber auch meine Mitarbeiter freuen sich: Zuhause sitzen und nicht arbeiten - das macht ja wahnsinnig.

Protokolliert von Tasja Demel.

Das ist Martin Becker

  • 34 Jahre alt
  • Betreiber eines Sport- und Schwimmclubs in Köln
  • 160 Mitarbeiter

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