Hotels für Obdachlose öffnen - so kann bei Kälte geholfen werden

Stand: 13.02.2021, 12:45 Uhr

Trotz lebensgefährlicher Kälte meiden viele Obdachlose die Notunterkünfte in NRW. Woran liegt das - und welche Alternativen gibt es? Die Vorschläge reichen vom Hotel bis zum Bordell.

Von Claudia Wiggenbröker

Man sollte die ganzen Notschlafplätze umdenken, sagt Sven Lüdecke. Er ist Geschäftsführer des Kölner Vereins "Little Home" und baut für Obdachlose Tiny Houses: 3,2 Quadratmeter mit Matratze, Regal und Campingtoilette. Kein großes Reich - aber eines mit Privatsphäre.

Denn das ist etwas, was in vielen Notunterkünften fehlt. Würden die großen Räume in Sammelunterkünften mit Trennwänden unterteilt, würden mehr Betroffene die städtischen Unterkünfte nutzen, meint Lüdecke.

Doch die fehlende Privatheit ist nicht der einzige Grund dafür, dass Obdachlose die Unterkünfte meiden: Viele hätten Angst, sich dort mit dem Coronavirus anzustecken, sagte Andreas Sellner von der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Freie Wohlfahrtspflege.

In Deutschland sind schon 20 Menschen erfroren, gab die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAGW) jetzt bekannt. Rund 41.000 Menschen in Deutschland leben dem Verein zufolge auf der Straße.

Hotels öffnen: Bochumer Vereine schreiben Eilbrief

Diverse deutsche Straßenzeitungen haben mittlerweile dazu aufgefordert, dass Hotels zum Schutz gegen die Kälte öffnen sollen.

Auch in Bochum machen sich 32 Vereine und Initiativen dafür stark. Sie haben heute einen Eilbrief an den Oberbürgermeister geschickt, damit Hotels und öffentliche Einrichtungen für Obdachlose öffnen. "Aus unterschiedlichen Gründen werden mit den existierenden Notunterkünften längst nicht alle Menschen in Not erreicht", heißt es in dem Brief. Die Initiativen nehmen auch Bezug zu einem WDR-Beitrag, der die Dringlichkeit "noch einmal dokumentiert" hätte.

In anderen NRW-Städten haben bereits Pensionen und städtische Räume für Obdachlose geöffnet, um die Belegungsdichte in den Notschlafstellen zu verringern. In Düsseldorf wurden schon im November mehrere Hotels angemietet, die durch den Corona-Lockdown nicht ausgebucht sind.

Kölner SPD will Pascha öffnen

Auch in Essen werden Hotelzimmer bereitgestellt, ebenso in Dortmund. Hier wird auch eine Flüchtlingsunterkunft teilweise für Obdachlose geöffnet. Hagen stellt neben Notunterkünften auch Übergangswohnungen - und sichert zu, bei weiterem Bedarf Hotelzimmer anzumieten.

Die Kölner SPD schlägt indes vor, ein leerstehendes Hochhaus in der Stadt anzumieten: das Bordell Pascha. Dort könnten Obdachlose in Einzelzimmern mit Dusche Zuflucht vor der Kälte finden. Einen entsprechenden Antrag haben die Sozialdemokraten für den Sozialausschuss des Stadtrates gestellt. Wegen der Corona-Pandemie ist das insolvente Freudenhaus derzeit geschlossen.

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