Orange wirkt so ein bisschen wie die Farbe der Hoffnung - zumindest beim aktuellen Blick auf die NRW-Karte, die die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen anzeigt.
Auf der ansonsten komplett rot gefärbten Karte zeigte die Farbe am Wochenende an, dass in Münster der sogenannte Inzidenzwert unter die kritische Schwelle von 50 gesunken war.
Auch wenn der Wert am Montag wieder auf 53,6 anstieg, bleibt die Inzidenz in Münster seit Tagen die niedrigste der Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen. Nur Münster gelang es, diesen Wert seit dem Beginn des Anfang November verhängten "Lockdown lights" unter 50 zu erreichen. Doch was bedeutet das?
Wie hat Münster das geschafft?
Das lässt sich schwer sagen, denn in Münster wurden, genau wie in den anderen Kommunen in NRW, die von der Landesregierung erlassenen Corona-Regeln umgesetzt. Die Stadt hatte aber bereits zu Beginn des "Lockdown lights" Anfang November erklärt, dass es einen Grund gebe, warum man bereits die erste Corona-Welle besser bewältigt habe, als "viele andere Städte in Europa". "Ein wichtiger Erfolgsfaktor war damals die starke Solidarität der Bürgerinnen und Bürger untereinander, mit der Stadt und ihren Behörden", hieß es damals.
Diesmal könnte aber auch ein anderer Faktor eine Rolle gespielt haben. So erließ Münster am 20. November eine generelle Maskenpflicht für Lehrer im Unterricht und auf dem Schulgelände, die über die Vorgaben des Landes hinausging. Zu diesem Zeitpunkt, also etwa drei Wochen nach Beginn des "Lockdown light", war die Zahl der Neuinfektionen von 518 (2. November) auf 420 (20. November) gesunken.
Anschließend gingen die Zahlen innerhalb einer Woche weiter hinunter auf 382. Am Freitag jedoch kippte das Verwaltungsgericht Münster die Maskenpflicht, nachdem ein Lehrer einen Eilantrag dagegen gestellt hatte. Diese Regel sei unverhältnismäßig, da die Zahl der Neuinfektionen in Münster bereits die niedrigste in ganz NRW sei, begründete das Gericht seine Entscheidung.
Die Stadt Münster argumentiert jedoch, dass die niedrigen Infektionszahlen unter anderem mit dieser Schutzmaßnahme erreicht worden seien und kündigte an, gegen das Urteil vor das Oberverwaltungsgericht zu ziehen.
Können die Maßnahmen in Münster gelockert werden?
Nein. Denn mittlerweile ist der Inzidenzwert von 50 nicht mehr an zusätzliche Maßnahmen gekoppelt, wie es vor dem "Lockdown light" war. Noch im Oktober mussten Kommunen, in der sich mehr als 50 Menschen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen mit SARS-CoV-2 infizierten, unter anderem Veranstaltungen verkleinern oder für Kneipen und Restaurants eine Sperrstunde verhängen.
Wurde der Wert unterschritten, durften diese Beschränkungen wieder zurückgenommen werden. Eine solche Regelung gibt es seit dem Start des "Lockdown light" am 2. November jedoch nicht mehr.