Am Montag, den 27. April 2020, wurde in NRW die Maskenpflicht im ÖPNV eingeführt. Fast drei Jahre saßen wir also vermummt in Straßenbahnen, Zügen und Bussen. Ab heute ist im ÖPNV die Maskierung vorbei - wir dürfen unsere Gesichter wieder zeigen. Ist das nun gut oder schlecht? Erinnerungen an die Maskerade hat sicher jeder in diesem Land.
Ob wir die Zeit der Maskenpflicht vermissen werden oder nicht, liegt wohl ganz im Auge des Betrachters. Schließlich schützte die Maske uns und andere vor Viren. Aber sicherlich schützte sie nicht vor seltsamen Begegnungen.
Maske war im Sommer schlimm - im Winter auch
Am Anfang der Maskenpflicht gab es ja die Schlaumeier, die sich auf einer 90-minütigen Zugfahrt an einer Tüte Gummibärchen festhielten, damit sie den Mund-Nase-Schutz nicht aufsetzen mussten. Mein Kollege Timo erinnert sich an folgende Zugdurchsage: "Zwei Stunden lang an einem lauwarmen Spuckschluck Kaffee zu nippen ist übrigens kein Grund, so lange keine Maske zu tragen."
Besondere "Freude" hatten die Brillenträger an der Maske. Schlimm die verregneten und nasskalten Tage, an denen beim Einsteigen in die Bahn sofort die Gläser beschlugen und die armen Tropfe dann über Rucksäcke und Taschen stolperten. Eine Maske sitzt eben nicht nur über Mund und Nase - sie macht auch blind.
Ziemlich lustig war es mitanzusehen, welche Gedanken im Kopf des Gegenübers kreisten, wenn es ihn offensichtlich in der Nase kitzelte und sich ein heftiger Nieser anbahnte. Die Maske abnehmen und alle Viren rein ins Abteil? Nein, geht nicht. Aber einfach in die Maske niesen? Bah, das ist ja auch eklig. So kam es immer wieder zu lustigen Übersprunghandlungen, wie zum Beispiel in den Rucksack zu niesen.
Unrasiert und Zähne nicht geputzt?
Im Sommer war es nicht viel besser, wenn man kaum atmen konnte in der Hitze der Bahn, weil natürlich mal wieder die Klimaanlage ausgefallen war und es einem aus dem eigenen Mund heiß entgegen strömte. Wenigstens roch man dann den Schweiß der Mitreisenden nicht so sehr.
Und da sind wir bei den guten Seiten der Maske. Nie war das leckere griechische Essen vom Vorabend leichter zu verbergen. Man roch die Knoblauch-Zwiebel-Ausdünstungen des Gegenübers auch nicht so sehr, weil man selbst etwas vor der Nase hatte. Und mal ehrlich: Haben die Männer sich morgens immer rasiert, ist das Zähneputzen wirklich nie ausgefallen? Wir konnten uns ja auch ganz gut hinter der Maske verstecken.
"Oh, der hat aber eine große Nase"
Ärgerlich war der in der Maske klebende Lippenstift oder das Makeup. Die Masken waren ja anfangs richtig teuer. Viele Frauen haben sich deswegen das Schminken gleich komplett abgewöhnt - bringt ja eh nichts, weil sieht ja niemand. Die Kosmetikindustrie sah es mit Grausen.
Immer wieder gab es auch große Überraschungen. Man gewöhnte sich ja schnell daran, dass weite Teile des Gesichts nicht zu erkennen waren. Dann aber zog der sympathische Herr die Maske auf dem Bahnsteig aus. "Der hat aber eine große Nase". Oder: "Huch, der hat ja einen Schnurrbart".
Und dann gab es da noch die unbelehrbaren Maskenverweigerer. Allein in Zügen des Regionalverkehrs und auf Bahnhöfen in NRW wurden mehr als 460.000 Maskenverstöße dokumentiert. 1,5 Millionen Mal wurden allein im Jahr 2021 im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) Fahrgäste auf das korrekte Tragen der Maske angesprochen. Als wäre das so schwierig, Leute.
Was machen wir nun mit den Masken?
Und es gab die Zeit, da waren Masken tatsächlich Mangelware. Die Regierung hatte es anfangs schlichtweg versäumt, genügend zu bestellen. Während manche Unternehmen (und manch ein Politiker) viel Geld mit der Beschaffung eines Stoffstücks verdienten, setzten sich Tausende Deutsche an die Nähmaschine und schneiderten ihre eigenen Masken aus Stoff.
Mein erster Friseurbesuch unter Corona-Bedingungen damals war in Ermangelung einer Maske noch mit einem Buff (ein dünnes Halstuch). Vielleicht heben wir ein paar der alten Stoffmasken auf. Irgendwann fallen sie einem wieder in die Hände und dann darf geschmunzelt werden.
Mit Maske in die Bank war plötzlich normal
Schließlich erlaubte die Maske ja auch Dinge, die vor der Pandemie gänzlich ungehörig waren: Wer vor 2020 mit einer Maske in die Bank ging, der wurde mindestens argwöhnisch betrachtet. Der ein oder andere Angestellte hatte vermutlich auch schon die Hand am Alarmknopf. Plötzlich war das normal.
Wenn die Pandemie etwas gezeigt hat, dann dass wir Menschen uns wahnsinnig schnell an neue Begebenheiten gewöhnen und dass die Politik, wenn sie nur möchte, auch schnell und entschlossen handeln kann. Corona sei Dank. Aber jetzt packe ich den Mund-Nasen-Schutz tiefer in den Schrank. Tschüss, Maske.
Wie war für Sie die Zeit der Maskenpflicht? Teilen Sie uns gerne Ihre Erinnerungen und Erlebnisse in den Kommentaren bei WDR.de mit.
Kommentare zum Thema
Ich hätte mir bei dem Beitrag gewünscht, sich mehr mit der tatsächlichen Evidenz des Nutzens einer Maskenpflicht auseinanderzusetzen. Dieser Nutzen in Bezug auf den Infektionsschutz steht nach neuesten Studien arg in Zweifel. Wäre es nicht Aufgabe von Journalisten hier kritisch nachzufragen, inwieweit diese Maßnahme überhaupt zu rechtfertigen gewesen ist, zumindest über einen so langen Zeitraum?
Ah ich trage seit Beginn Pandemie ffp2 Maske
Viele zu früh Ende maskepflicht Quarantäne