Die Maskennäherin: "Eine Maske reicht ja nicht!"

Stand: 03.06.2020, 06:00 Uhr

  • Linda Koitka bringt Stoffspender und Näherinnen zusammen
  • Studentische Fachkraft bei der Caritas
  • "Es gibt immer noch Nachfragen"
  • "Eine Maske reicht ja wirklich nicht!"

Mein Job in der Corona-Krise ist es, dass alle Menschen an Masken kommen können, um so andere zu schützen.  

Ich arbeite als studentische Fachkraft bei der Caritas und fahre in unserer "Ape" rum. Das ist ein Rollermobil mit drei Rädern. Da drin ist eigentlich eine Kaffeemaschine.  

Vom Kaffeemobil zum Stoffmobil 

Normalerweise schenken wir Kaffee aus, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Aber das geht ja im Moment nicht wegen Corona. Deshalb haben wir das umfunktioniert: zum Stoffmobil. 

Ich kümmere mich darum, dass wir Stoffe bekommen. Diese Stoffe bringe ich zu unseren Näherinnen. Gleichzeitig hole ich die fertigen Masken ab. Als Caritasverband in Herten verteilen wir diese Masken dann an soziale Einrichtungen. 

Unterwegs von morgens bis abends

Es gab Tage, da war ich von morgens 8 Uhr bis abends 8 Uhr unterwegs. Es geht aber nicht nur ums Rumfahren. Ich bin in Kontakt mit etwa 45 Näherinnen. 

Teilweise stand mein Telefon nicht still. Aber mittlerweile hat sich das alles ganz gut eingespielt. Die Näherinnen wissen, wann ich gut zu erreichen bin und ich weiß, wann sie gut zu erreichen sind. 

Vor Corona war alles anders 

Ich begleite normalerweise Flüchtlingsfamilien und Langzeitarbeitslose. Ich gehe zum Beispiel mit ihnen zum Jobcenter oder zu Terminen in der Schule. Jetzt in der Corona Zeit versorge ich alle mit Masken, damit Termine überhaupt stattfinden können. 

Auf die Idee mit dem Nähmobil und den Masken kam ich, als die ersten Veranstaltungen wegen Corona ausfielen. Ich war Teilnehmerin in einem Nähkurs. Der hat dann aber auch nicht mehr stattgefunden, weil die Schneiderin schon 75 Jahre alt und Risikopatientin ist.  

Es war schnell klar, dass Masken ein großes Thema sind und dass sie gebraucht werden. Das Projekt hat sich verselbstständigt. Es haben sich immer mehr Leute gemeldet, die nähen und Stoff spenden.  

2.000 Masken produziert, 1.500 verteilt

Wie viele Masken wir schon so produziert haben? Ich schätze, so etwa 2000 Stück. Etwa 1500 davon sind auch schon rausgegangen. Mittlerweile ebbt die Nachfrage etwas ab. Sie ist aber trotzdem noch da.  

"Eine Maske reicht ja wirklich nicht"

Viele alte Leute sind alleine und haben gesagt: "Ohne euch hätte ich nicht gewusst, wie ich an eine Maske komme. Ich bin so dankbar." Es gibt aber auch immer noch Nachfragen, weil die Leute merken: Eine Maske reicht ja wirklich nicht.  

Ohne Waschen bringt das nichts

Mir persönlich ist in der Corona-Krise wichtig, dass die Leute die Maskenpflicht weiter ernst nehmen. Dass sie bedenken, dass diese Stoffmasken nicht schützen, wenn man sie ungewaschen wieder trägt.  

Linda Koitka

  • Unterstützt Maskenproduktion 
  • Studiert Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften mit Sprach- und Kommunikationswissenschaft  
  • 27 Jahre alt 
  • Lebt in Herten 

Protokolliert von Sabine Schmitt.

 

Wie reinige ich Schutzmasken?

  • Waschen in der Waschmaschine: Selbst gebastelte Stoffmasken mit Vollwaschmittel bei mindestens 60°C waschen.
  • In einem Topf mit Wasser aufkochen: Das Aufkochen soll das Virus zerstören. Allerdings werden Viren gegebenenfalls über den Dampf in der Küche verteilt.
  • Erhitzen im Backofen: Trockenes Erhitzen ist eigentlich eine gute Möglichkeit, Viren zu zerstören. Jedoch leiten Backöfen auch Luft nach außen. Insbesondere bei Umluft könnten darin auch Viren enthalten sein. Diese Gefahr lässt sich vielleicht etwas reduzieren, wenn man den Ofen vorheizt. Ob die Temperatur wirklich erreicht ist, testet man am besten mit einem Bratenthermometer. Dann bei 70 °C eine halbe Stunde trocknen. Das Problem mit der nach außen dringenden heißen Luft bleibt aber trotzdem bestehen.
  • Heißes Bügeln: Theoretisch könnte das ähnlich gut wirken wie das Aufbereiten im Backofen. Aber es kann leicht passieren, dass die Einwirkzeit zu kurz ist oder die nötige Hitze zwischen zwei Stofflagen, bei dickem Stoff oder an den Nähten nicht durchgehend erreicht wird.
  • Aufhängen und abwarten: Im Prinzip sollte auch ein dreitägiges Hängenlassen – zum Beispiel auf einer Wäscheleine – ausreichen. Draußen und bei Sonne hilft auch noch die UV-Strahlung mit, das Virus zu zerstören. Aber nach wie vielen Tagen wirklich alle Viren, die sich möglicherweise auf der Maske befinden, zerstört sind, lässt sich nicht sagen.

Abgeraten wird von:

  • Erhitzen in der Mikrowelle
  • Einfrieren
  • Einsprühen mit Desinfektionsmittel oder Seifenlauge

29.06.2020

 

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