Corona-Alltag einer Pflegerin: Mut machen und Trost spenden

Stand: 30.03.2020, 15:24 Uhr

  • Sandra Than arbeitet als Pflegerin im Altenheim
  • Senioren dürfen wegen Corona keinen Besuch haben
  • Arbeit mit Maske und Handschuhen
  • Pflegerin erzählt von ihrer Aufgabe in der Corona-Krise

Mein Job während der Corona-Krise ist es, nicht den Mut zu verlieren, weiterzumachen und den Menschen Trost zu spenden.

Die Tagespflege, in der ich sonst arbeite, ist geschlossen. Jetzt werde ich in unserem Wohn- und Pflegezentrum für Senioren eingesetzt. Das ist für uns ein großer Vorteil, weil wir als Kollegen da jetzt unterstützen können. Normalerweise übernimmt der Soziale Dienst in einem Pflegeheim die soziale Betreuung und das Pflegepersonal die körperliche. Ich kann jetzt zusätzlich beides anbieten - was gerade gebraucht wird.

Bewohner haben manchmal Angst

Vor allem die soziale Komponente ist jetzt wichtig: Die Bewohner, die noch geistig fit sind, bekommen zum Beispiel durch die Tageszeitung schon mit, was passiert. Es ist erschreckend für alle.

Gerade, wenn man der Generation Mitte 80 bis 90 erzählt, dass es im Geschäft kein Klopapier und kein Mehl gibt, fragen sie: Es bricht doch kein Krieg aus? Dann versucht man mit lustigen Anekdoten ihnen diese Ängste zu nehmen.

Masken und Handschuhe bei Körperkontakt

Wir versuchen, die Gefahr einzudämmen, aber es ist schwierig: Ich kann keine zwei Meter Abstand halten, wenn ich jemanden waschen muss. Die soziale Distanz ist in diesen Berufen gar nicht möglich.

Das birgt die Gefahr, dass man Überträger sein könnte. Deshalb arbeiten wir mit Mundschutz und Handschuhen, wenn wir zu den Bewohnern gehen und Körperkontakt haben. Gerade da war viel Erklärungsbedarf nötig: Häufig kam die Frage, warum wir die Maske tragen – sie seien ja nicht ansteckend. Einigen muss man das täglich erklären.

Videochat gegen die Einsamkeit

Dass das Haus seine Türen geschlossen hat, ist für die Bewohner schlimm. Viele verlieren ihre einzigen Bezugspersonen. Eine Bewohnerin dachte sogar, ihre Nichte sei jetzt auch gestorben, weil sie gar nicht mehr zu Besuch kommt.

Damit sie den Kontakt zu den Verwandten nicht verlieren, können unsere Bewohner sich jetzt auf einem Tablet zum Videochat verabreden – da unterstützen wir natürlich.

Neues Material wichtig

Mir ist wichtig, dass wir vom Land oder Kreis jetzt mit genügend Schutzkleidung und Materialien versorgt werden. Wenn jetzt ein Bewohner am Covid-19 erkrankt, brauchen wir als Pflegepersonal die super dichten FFP-2- und FFP-3-Masken. Im Moment würde uns schnell das Material ausgehen. Außerdem wäre es ganz wichtig, wenn das Pflegepersonal bald im Schnelltest geprüft werden könnte, um möglichst wenige Ausfälle zu haben.

Ich habe aus der Not eine Tugend gemacht und angefangen, selbst einfache Behelfsmasken für unseren ambulanten Dienst zu nähen. Da kriegt man nur leider nicht so gut Luft beim Arbeiten. Da muss ich noch einmal dran feilen.

Protokolliert von Tasja Demel

Sandra Than

  • Pflegedienstleiterin
  • Tagespflegeeinrichtung in Ense

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