Kommentar: Was soll die Aufregung um Laschet und van Laack?

Stand: 01.12.2020, 12:00 Uhr

Hat der Sohn von Armin Laschet einem Textilunternehmer geholfen, ein gutes Geschäft mit Masken und Kitteln zu machen? Eine Geschichte, die die Aufregung nicht wert ist. Ein Kommentar.

Von Christoph Ullrich

Stellen sie sich vor, Sie sind Unternehmer. Sie arbeiten erfolgreich und stellen fest, dass der viel beschworene "Markt" ein Produkt braucht, das Sie produzieren könnten. Und dann kennen Sie jemanden, der einen Kontakt zu einem Interessenten herstellen kann.

Das ist nicht anrüchig, sondern unternehmerisch clever. Und genau so soll es sich zwischen dem Chef des Mönchengladbacher Modemachers van Laack und dem Sohn von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zugetragen haben.

Als zu Beginn der Corona-Krise medizinische Textilien fehlten, schlug plötzlich die Stunde der deutschen Textilindustrie. Die Politik brauchte massenhaft Masken und Kittel. Die wurden - der Globalisierung sei Dank - fast ausschließlich in China billig hergestellt. Deutsche Unternehmen konnten nicht mithalten. Doch China wollte und konnte aus Eigeninteresse nicht mehr liefern.

Die Hemden des Influencers

Damit wurde das Geschäftsfeld wieder interessant. Und so steckte - laut Rheinischer Post - der van Laack-Chef Christian von Daniels dem Sohn von Armin Laschet, sein Vater könne ruhig mal anrufen. Johannes "Joe" Laschet arbeitet nämlich unter anderem für van Laack. Laschet Junior gilt als Mode-Influencer, auf seinem Instagram-Account trägt er unter anderem Hemden des Modeherstellers.

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Der Ministerpräsident rief dann auch tatsächlich bei dem Unternehmer an. Aber mal ganz ehrlich: Was ist schlimm daran? Für die Idee, auf van Laack zu kommen, brauchte es in der damaligen Notlage keinen Joe Laschet. Dafür ist der Laden zu groß und unter Anzugträgern auch zu bekannt. Und - vorausgesetzt die Aussage aus dem Interview stimmt - hat Joe Laschet nur den unverfänglichen Wunsch seines Auftraggebers und dessen Telefonnummer weitergeleitet. Hätte ich auch so gemacht. Also bisher ein Sturm im Wasserglas.

Dafür klopft kein Rechnungsprüfer an

Bleibt nur eine Frage: wie nämlich die Aufträge für medizinische Textilien europarechtlich gelaufen sind. Sicher haben viele der beteiligten Unternehmen von einer ziemlich lockeren Vergabe profitiert. Aber dazu sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) im April bereits: "Wer nach der Krise nicht den Landesrechnungshof am Arsch hat, der hat alles verkehrt gemacht."

Sprich: Natürlich ist das EU-Vergaberecht wegen Corona massiv überdehnt worden. Aber wegen der Causa van Laack und Joe Laschet werden die Rechnungsprüfer wohl nicht an die Tür der Staatskanzlei klopfen.

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