Viele Schüler und Eltern fürchten, dass es in den kommenden Wochen und Monaten in den Klassenräumen kalt werden könnte. Alle 20 Minuten Stoßlüften lautet die Vorgabe vom Schulministerium. Eine Maßnahme, die dafür sorgen soll, dass die Aerosol-Konzentration und damit das Corona-Risiko nicht zu stark ansteigen.
Kritik an Vorgaben des Landes
Ralf Sistermann ist Schulleiter einer Hauptschule in Köln. Die meisten Klassenräume an seiner Schule haben Fenster, die sich öffnen lassen: "Das Lüften funktioniert also in den meisten Klassenräumen. Aber wenn es jetzt kalt wird, sehe ich da schon Probleme. Und die Aussage, dass die Temperaturen da nur ein zwei Grad runter gehen, das ist für mich das Prinzip Hoffnung."
Größere Probleme sieht Sistermann aber im naturwissenschaftlichen Trakt, den seine Schule gemeinsam mit einem Gymnasium und einer Realschule nutzt. Dieser wird über eine Belüftungsanlage mit Frischluft versorgt: "Diese soll die Räume auch heizen. Die veraltete Anlage schafft aber nicht mehr als 10 Grad."
Meiste Klassenräume lassen sich über Fenster lüften
In Hamm lassen sich laut Stadtverwaltung alle Klassenräume über Fenster belüften. Dort will man in den kommenden Wochen trotzdem eine Bestandsaufnahme machen, wo es möglicherweise Probleme gibt, weil zum Beispiel ein Fenster klemmt oder ein Hebel zum Öffnen fehlt. Ansonsten sollen sich die Schulen dort nach den Vorgaben des Landes richten.
Diese Vorgaben fand die Schulverwaltung in Gütersloh zu ungenau. Schließlich ist der Luftverbrauch zum Beispiel davon abhängig, wie viele Schüler in einem Klassenraum sitzen, wie alt sie sind - jüngere Kinder verbrauchen weniger Luft als ältere - und womit sie beschäftigt sind. Und die räumlichen Begebenheiten wie Raumgröße und -höhe, Anzahl und Größe der Fenster haben einen Einfluss darauf wie schnell und effektiv sich die Luft austauschen lässt.
Gütersloh nutzt eine App
In Gütersloh hat deswegen in der Woche vor Schulbeginn eine Lüftungs-Taskforce alle Schulräume vermessen, um genau berechnen zu können, nach wie vielen Minuten wie lange gelüftet werden muss. Dafür hat die Stadt eine App des Instituts für Arbeitsschutz der deutschen Unfallversicherung genutzt.
Der CO2-Rechner und Timer hilft dabei, für einen Raum zu errechnen, wann die Luft so schlecht wird, dass gelüftet werden sollte. Dazu müssen nur Raumgröße und -höhe, Anzahl der Personen im Raum und die Dauer der Nutzung angegeben werden - für Schulen außerdem noch, ob es sich um Schüler der Primar- oder Sekundarstufe handelt und ob regulärer Unterricht stattfindet oder Schüler nur betreut werden. Damit lässt sich präzise ermitteln, wann und wie lange gelüftet werden muss. Die Stadt Gütersloh hat die App bisher schon dazu eingesetzt, das Lüften in den städtischen Büros zu optimieren.