Kitaverbot für Rotznasen: Eltern wehren sich

Stand: 02.07.2020, 20:30 Uhr

  • Kitas schicken Kinder mit Schnupfen heim
  • Hygienevorschrift der Landesregierung
  • Eltern mit Betreuung überfordert

Gerade erst läuft in Kitas wieder der Regelbetrieb - aber schon sind Eltern mit einer neuen Regelung konfrontiert. Danach schicken Kitas Kinder mit einer laufenden Nase oft wieder nach Hause. Hintergrund ist eine Anweisung des Familienministeriums.

Demnach müssen Kinder, die "Covid-19-Krankheitssymptome" zeigen, von ihren Eltern aus der Kita abgeholt werden. Sie dürfen erst wieder kommen, wenn sie 48 Stunden symptomfrei sind oder ein ärztliches Gesundheitsattest vorliegt.

Brandbrief an den Familienminister

Milva Reehuis aus Kempen ist Mutter von drei Kindern und will diesen Zustand nicht länger hinnehmen. In einem Brief an NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) fordert sie eine einheitliche Regelung. Es gebe viel Unsicherheit bei Eltern und Erziehern, wie sie mit Erkältungssymptomen bei ihren Kindern umgehen sollen. Als berufstätige Frau sei sie einfach auf die Betreuung der Kinder angewiesen.

Im Interview mit dem WDR hat Stamp am Donnerstag (02.07.2020) an den "gesunden Menschenverstand" von Eltern und Erziehern appelliert. Wenn bekannt sei, dass ein Kind allergischen Schnupfen habe, dann könne es selbstverständlich weiter betreut werden.

Regelung soll mindestens bis Ende August gelten

Aber Stamp sagt auch: "Wenn es auf gut Deutsch einen Rotz hat, dann haben die Erzieher ein Anrecht darauf, geschützt zu werden." Erst Ende August könne man über neue Regeln nachdenken - falls die Infektionszahlen weiter niedrig bleiben.

Die Abwägung, welches Kind einen ganz normalen Schnupfen hat und wann ein Corona-Verdacht vorliegt, ist nicht einfach. "Für uns ist das ein Spagat", sagt Lisa Hinrichsen, Leiterin der Kita St.-Peter-Allee in Kempen.

Kita-Leiterin: Schwierige Entscheidung

Bei manchen Kindern kenne man die Krankheitsgeschichte und mache sich keine großen Sorgen. Aber oft sei die Situation schwierig einzuschätzen. "Wenn die Nase läuft, läuft sie. Zu warten bis der Infekt so extrem ist, das wäre in dieser Situation fahrlässig", findet Hinrichsen.

Thomas Kutschaty (SPD), Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag, kritisiert die Landesregierung. Es fehlten klare Vorgaben, jede Kita ginge anders mit dem Problem um. Leidtragende seien wieder die Eltern. Kutschatys Vorschlag: "Die Betreuungstage, wenn Kinder krank sind und Eltern zuhause bleiben müssen, die müssen deutlich erhöht werden."

"Ich würde das sehr begrüßen", sagt auch Familienminister Stamp. Allerdings läge die Verantwortung dafür ausschließlich beim Bund.

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