Freiwillig Kontakte reduzieren - viele tun das bereits

Stand: 29.11.2021, 17:16 Uhr

Bundespräsident Steinmeier ruft zu freiwilligen Kontaktbeschränkungen auf. Viele tun das bereits - und vieles mehr. Bei Twitter trendet dazu nun der Hashtag #DasHabeIchGetan.

Von Jörn Seidel und Oliver Scheel

Die Politik diskutiert über schärfere Corona-Regeln, und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ruft zu freiwilligen Kontaktbeschränkungen auf. Dabei haben viele Menschen ihre Kontakte längst reduziert, halten Abstand, lassen sich boostern und tragen häufiger als verordnet eine Maske. Unter dem Hashtag #DasHabeIchGetan kommt nun vieles von dem bei Twitter zur Sprache - aber auch Gegenteiliges.

#DasHabeIchGetan: "Hab Kontakte möglichst runtergefahren"

So schreibt zum Beispiel Twitter-Userin Halbblutlehrerin: "Ich hab private Kontakte möglichst runtergefahren, rede auf Schüler:innen ein, um sie zu schützen und bleib mitm Popo möglichst daheim in der Freizeit." Userin Pia Lamberty schreibt: "Bin seit Ewigkeiten im Home Office. Ich habe wichtige Ereignisse verpasst von Menschen, die mir sehr am Herzen liegen."

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"Kontaktbeschränkungen sind mir egal"

Andere entgegnen, dass sie davon nichts halten. "Wir haben uns während der Ausgangssperre reichlich getroffen und besoffen", schreibt etwa Twitter-User Luca. Und User Maleo twittert: "Ich trage die Gesichtsmaske nur solange es unbedingt sein muss und Kontaktbeschränkungen sind mir egal."

Viele sind schon an ihrer Grenze. Natalie Grams, Initiatorin des Hashtags #DasHabeIchGetan

Die Idee zu dem Hashtag #DasHabeIchGetan kommt von Natalie Grams-Nobmann, Ärztin und Sachbuch-Autorin aus Heidelberg. Den Appell des Bundespräsidenten, freiwillig Kontakte zu reduzieren, hält sie zwar für "richtig", aber auch für "vergebliche Liebesmüh", sagt sie dem WDR. "Denn die, die dem Folge leisten würden, sind doch ohnehin schon vernünftig, schränken sich ein, lassen sich impfen, lassen sich boostern", so Grams-Nobmann. "Und viele sind schon an ihrer Grenze."

Wenn man sehe, dass sich einerseits ein großer Teil der Bevölkerung schon seit Monaten einschränkt, andererseits anderen alles egal ist und die Corona-Lage sich zuspitzt, "dann muss man sagen: Die Politik muss handeln, nicht nur appellieren".

Freiwilligkeit genüge nicht mehr, sagt Grams-Nobmann. "Jetzt muss die Politik Verantwortung für alle, auch die Verweigernden, übernehmen." Ihrer Ansicht nach braucht es nicht nun schärfere Corona-Regeln - auch eine Impfpflicht kann sie sich mittlerweile vorstellen.

In der "Bild am Sonntag" appellierte Bundespräsident Steinmeier: "Reduzieren wir noch einmal unsere Kontakte. Tun wir es, damit Schulen und Kitas nicht wieder schließen, damit wir das öffentliche Leben nicht wieder vollständig herunterfahren müssen." Am Tag zuvor hatten sich noch 50.000 Fußballfans im vollbesetzten Stadion zum Spiel des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach versammelt.

Am frühen Montagnachmittag verständigten sich Bund und Länder nun darauf, in einer Gesprächsrunde am Dienstag weitere Maßnahmen zu diskutieren.

Der Druck auf die Politik wächst.

Aber auch die Kritik reißt nicht ab. AfD-Fraktionschef Tino Chrupalla teilte am Montag mit: "Die konzeptlose und widersprüchliche Corona-Politik zermürbt die Bürger zunehmend und zerstört das Vertrauen in die Politik." Die Diskussionen über einen neuen Lockdown und eine Impfpflicht "müssen umgehend beendet werden".

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